10.01.2014
Julia Zotter im Biorama-Interview
DER TROJANISCHE RIEGEL
Zotter exportiert jetzt nach China. In einer ehemaligen Hemdfabrik in Shanghai entsteht ein Schoko-Laden-Theater nach steirischem Vorbild. Julia Zotter, die Tochter des Chocolatiers Josef Zotter, wird es leiten.
Als Hersteller von Qualitätsschokolade setzt die Zotter Schokoladenmanufaktur durchgehend auf Fairtrade-, Bio-Standards und eine Herstellung von der Bohne bis zum fertigen Produkt (Bean-to-Bar, von der Bohne bis zu Riegel). In einer revitalisierten Fabrikhalle im fernen Shanghai plant man nun neben der eigenen Schokolade auch die damit verbundenen Überzeugungen zu promoten. Aufgrund der dortigen Menschen- und Arbeitsrechtsbedingungen erntet das als bewusst politisch bekannte Familienunternehmen nicht nur Lob. Julia Zotter, die das Mitte Jänner 2014 eröffnende Schoko-Laden-Theater in China leiten wird, klärt uns über die Hintergründe dieser Unternehmung auf.
BIORAMA: Ist die Expansion des Vertriebs auch eine ökonomische Notwendigkeit, um als Premiumhersteller bestehen zu können?
Julia Zotter: Man muss nicht wachsen. Wir sind ein Betrieb mit einem sehr hohen Innovationsanteil, weil wir das gut können und es uns Spaß macht. Dadurch können wir eine einzigartige Vielfalt bieten, die uns auch Chancen auf anderen Märkten eröffnet. Warum sollten wir die nicht wahrnehmen? Uns geht es da weniger um’s nackte Geld, sondern eher darum, unsere Ideen in die Welt hinauszutragen und zu zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht unbedingt der Feind wirtschaftlichen Erfolges ist. Wir sind ein österreichisches Unternehmen und das werden wir auch immer bleiben. Natürlich freuen wir uns über die Extra-Auslastung in Bergl (Anm.: Firmensitz, Ortsteil der steirischen Gemeinde Kornberg). Das gibt uns die sichere Basis, um auch weiterhin immer was Neues zu erfinden.
Warum gerade China? Aufgrund der Menschenrechtssituation, der Arbeitsbedingungen und der langen Transportwege gibt es auch Kritik an diesem Schritt.
Die Situation hier ist in vielen Aspekten nicht ideal, aber das heißt ja noch lange nicht, dass wir daran teilnehmen müssen. Wir wollen hier einen Stein ins Rollen bringen oder zumindest mithelfen, ihn anzustoßen. Warum also nicht unsere Prinzipien in ein Land wie China tragen? Außerdem muss sich da jeder selber bei der Nase nehmen und schauen, wie er oder sie sich verhält: Billiggewand, Smartphone, et cetera. Diese Produkte haben mit Fairness sicher nix am Hut, aber da scheint’s den meisten wurscht zu sein. Die Transportwege bleiben natürlich ein Problem. In Zukunft möchten wir soweit es geht auf das Schiff umstellen, zumindest bei den puren Schokos. Im Prinzip muss man sich ja freuen, dass die Leute nachfragen. Wichtig ist, dass wir Zotter sind und bleiben, auch wenn wir nach China gehen.