Wir haben unsere „sprechenden Vogelhäuschen“ einer Modernisierung unterzogen und durch eine vollständig digitale Audioguide-Version ersetzt. So sind diese auch vor allen Witterungseinflüssen geschützt und funktionieren nicht nur zuverlässiger, sondern auch nachhaltig: Einfach mit Ihrem Smartphone den QR-Code auf den 99 Vogelhäuschen scannen, Sprache auswählen und den interessanten, lehrreichen und meist auch kuriosen Geschichten über Tiere, Pflanzen und sonstige Attraktionen des Essbaren Tiergartens lauschen.
Hier eine Auswahl von vier Audioguide-Geschichten. Zumindest eine davon ist frei erfunden und dient Ihrer bloßen Unterhaltung. Erraten Sie welche? Zum Anhören klicken Sie einfach auf das jeweilige Bild:
Rund 450 verschiedene Wild- und Kulturpflanzen hegen wir für Sie, und natürlich auch zu unserer Freude. Dazu zahlreiche Gemüsepflanzen und Würzkräuter, sowie all jene Arten, die sich von Natur aus auf unserem Gelände befinden: eine Vielfalt, wie sie weltweit nur selten versammelt ist. Alle Gewächse aufzuzählen, wäre etwas langwierig, aber einige besonders schöne und amüsante Namen sollte man sich schon auf der Zunge zergehen lassen: den dunkelblättrigen Schlafbaum, die Trauben-Katzenminze, das chinesische Spaltkölbchen, die Hechtrose, die Kamtschatkabeere, Wangenheims Frühzwetschke, Berner Rosenapfel, die Blutpflaume oder die Zitronentaglilie.
Einige der zahlreichen Pflanzen, die auf dem Rundgang zu entdecken sind, werden im Guide ausführlich besprochen. Besonders kostbar sind uns die alten, teils vom Aussterben bedrohten Obstsorten entlang des Sonnenwegs. Größtes Augenmerk verdient wohl auch der sogenannte Schwiegermuttergarten, ein wahres Paradies für Toxikologen.
Schildkröten bevölkern unseren Planeten schon seit gut 200 Millionen Jahren. Eine immens lange Evolutionszeit, in der sie sich diese Urreptilien unterschiedlichsten Biotopen und ökologischen Nischen angepasst haben. Außer in Polarregionen kommen sie weltweit überall vor. Entsprechend groß ist die Palette ihrer erstaunlichen Erscheinungsformen: Land-, Fluss-, Meeres-, Schnapp-, Riesen und Sumpfschildkröten sind den meisten von uns zumindest vom Hörensagen geläufig. Wer allerdings weiß schon Bescheid über die flache, langschwänzige Großkopfschildkröte aus Burma? Oder die sogenannte Dosenschildkröte, die durch Hochklappen des Bauchschildes ihren gesamten Panzer völlig verschließen kann? Was sagt Ihnen die Geierschildkröte, die im Mund einen wurmförmigen Zipfel aufweist und vor dem Zuschnappen in aller Ruhe abwartet, bis ein Fisch sich für diesen scheinbaren Köder interessiert?
Zu den seltsamsten ihrer Art gehört die ockergeränderte Baumschildkröte, die in freier Wildbahn nur mehr in Kalabrien und sehr vereinzelt in bewaldeten Hügeln um Genua vorkommt. Seit 2008 bemühen sich der Tierpark in Ravenna und einige Privatzüchter und den Erhalt dieser äußerst seltenen Tiere. Josef Zotter ist nun der erste, der in Hinblick auf eine mögliche Auswilderung, den Versuch einer Freilandhaltung unternimmt. Begünstigt durch den Klimawandel, der dem oststeirischen Vulkanland ungewöhnlich milde und warme Perioden beschert, geht dieses ehrgeizige Ansiedelungsprojekt mit bisher wechselndem Erfolg jetzt bereits ins dritte Jahr. Baumschildkröten werden 15-20 Jahre alt. Die Weibchen haben eine Länge von 20 cm, Männchen sind etwas kleiner. Wie die meisten Schildkrötenarten verfügt auch die Baumschildkröte über einen ausgeprägten Geruchs- und Gleichgewichtssinn. Sie zählt zu den Omnivoren, also Allesfressern, und beschäftigt durch ihre außergewöhnliche Fangmethode Zoologen aus aller Welt: Wenn ihr Proteinbedarf steigt, zum Beispiel in der Paarungszeit oder in den Tagen der Eiablage, erklettert sie Bäume, ortet mit hochsensiblen Geruchs- und Temperaturrezeptoren Lebewesen am Erdboden und lässt sich zielsicher auf diese Fallen. Die durch den Aufprall betäubten, wehrlosen Opfer werden vor Ort in aller Ruhe aufgefressen. In ihr Beuteschema gehören unter anderem Mäuse, Hühnerküken und Junghasen. Schneeperioden überdauern die Baumschildkröten in unseren Schweineställen. Sie sind dort nicht nur als Futtergäste geduldet, sondern haben auch eine wichtige Funktion in Sachen Hygiene. Sie fressen alle Parasiten, die sie an der Schwarte der Schweine vorfinden.
Das Mangalitza-Wollschwein zählt zu den schmackhaftesten Tieren unseres Planeten. Den Beweis finden Sie unschwer in unserer Gastwirtschaft. Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts machten die Mangalitza-Wollschweine fast drei Viertel des gesamten ungarischen Schweinebestands aus. Ihre hervorragende Speckleistung wurde sogar in der berühmten Operette „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß gehuldigt, deren Ausschnitt Sie zu Beginn dieser Audioguide-Geschichte hören können.
Heute gibt es diese Schweine nur mehr selten. Von wenigen Kleinzüchtern, einigen Privatleuten und in Zoos werden sie noch gehalten. Ihr Fleisch ist dunkel, leicht fett-marmoriert, fast cholesterinfrei und reich an Omega-3-Fettsäuren. Die Mangalitza sind eine sehr widerstandsfähige und langsam wachsende Schweinerasse. Sie leben ganzjährig im Freien, wo ihre Jungen auch noch bei -20 Grad auf die Welt kommen. Das geht aber nur, weil diese Tiere einen außergewöhnlichen Familiensinn und einen ausgeprägten Brutpflegetrieb haben. Bei großer Kälte werden Jungtiere von Eltern und Tanten umringt und schützend in die Mitte genommen. Auch der Eber liegt ganz im familienfreundlichen Trend. Er ist weit weniger aggressiv, als das bei anderen Rassen der Fall ist. Man kann ihn normalerweise bei der Sau und den Ferkeln belassen. Lecker und liebenswert. Zwei Begriffe die sich bei den Mangalitza-Wollschweinen in bedenklicher Weise die Waage halten. Wenn einem auch beim Anblick ihrer kuschelnden Herde warm ums Herz wird, so läuft einem als sachverständigen Gourmet auch gleichzeitig das Wasser im Munde zusammen.
Gerade auf einem Ideenfriedhof, inmitten einer Bio-Landwirtschaft, lässt sich gut sinnieren über die ewigen Kreisläufe unserer Natur. Zur Einstimmung empfehlen wir ein kleines Ritual: Pflücken Sie ein Stängelchen der hier verfügbaren Petersilie. Sie ist Symbol für Tod und Wiederauferstehung und sollte nicht im Suppentopf landen, sondern behutsam auf Grabstein gelegt werden …
Wie Sie sehen, ist unsere Art des Bestattens zwar würdevoll mit einfachen Ritualen gekoppelt, aber ohne Pomp und Orgelklang. Wir lieben es schlicht. Eine sogenannte „schöne Leich’“, weder im übertragenen noch wörtlichen Sinn, werden Sie bei uns vergeblich suchen. Da könnten Sie graben, solange sie wollen. Und auch in allgemeinen Sitten und Gebräuchen bewegen wir uns stets im Rahmen der EU-Norm. Sowas wie in Mexiko, wo ganze Familienclans auf Friedhöfen kampieren, kochen, Kaktusschnaps trinken und ihre Kinder kleine Zuckerskelette lutschen lassen, das werden Sie bei uns nicht erleben. Auch nicht das hektische Sterben. Eine Modeerscheinung, die weltweit zunimmt. Aber das wäre gegen die österreichische Mentalität. Das haben wir nicht nötig. Man darf das Entschwinden nie zu prosaisch sehen. Vor allem darf man sich keine primitiven Vorstellungen davon machen. Wie zum Beispiel, dass „das arme Schokoladentaferl so jung hat sterben müssen“ und jetzt von bösen roten Ameisen unterirdisch skelettiert wird. Eine solche Vorstellung ginge weit an der tieferen Wahrheit vorbei. Das Sterben, das Entschwinden, das ins Gras beißen, Zeitliche segnen, Kurven kratzen, Hinübergleiten, ist philosophisch gesehen ein sehr subtiler Vorgang. Sicher, man könnte sagen, wir fressen die Schokolade und am Ende fressen die Würmer uns. Jeder hat was vom Leben und jeder gibt was her, wie es eben in der Natur so sein sollte.
Die Hauptfrage aber lautet: gibt es einen absoluten Tod? Und wie weit kann der geneigte Konsument eine Schokoladentafel tatsächlich zu Tode bringen? Schlimmstenfalls durch gieriges Zerbeißen, bestenfalls durch genießerisches Zerschmelzen am Gaumen und Sie hätten die jeweilige Schokoladentafel anschließend in Ihrem Magen „entsorgt“. Ist sie damit tatsächlich tot? Wie wollen Sie einem Schokotaferl die Augen zudrücken, um sagen zu können: das war‘s jetzt! Da es verdammt schwer ist, einem Schokotaferl die Augen zuzudrücken, wird sie daher nie ganz tot sein. Es wird Sie immer wieder anlachen, mit Ihnen in Kontakt treten. Mit den gestorbenen Ideen ist es ja ganz ähnlich. Vergessen Sie dabei nie den schönen Spruch von Helmut Qualtinger: In Österreich musst‘ erst sterben, damit sie dich hochleben lassen, aber dann lebst‘ lang!