Bio + Kommerz

04.11.2014

Das Spiegel-Magazin setzt sich in seinem Leitartikel "Der Bio-Betrug. Wie Konzerne die Öko-Idee missbrauchen." mit dem Problem auseinander, dass die Bio-Umsätze rasant steigen, während immer mehr Bio-Bauern aufgeben und selten zu den Gewinnern zählen. Der Artikel handelt von der Kommerzialisierung und Industrialisierung der Bio-Idee und von der Spaltung der Szene, in der es einerseits kleine Bio-Bauern gibt und andererseits die große Bio-Industrie, die mit Bio Geld verdient, ohne die Überzeugungen zu teilen.

Wieso stecken die Bio-Pioniere in der Krise und wie kann ihnen geholfen werden? Dieser Frage geht das Spiegel-Magazin nach und zeigt auf, dass Bio-Pioniere mit explodierenden Pachtpreisen und immer strengeren Auflagen kämpfen, obwohl sie nicht zu den Verursachern der Wasser-, Boden und Luftverschmutzung zählen. Daher sollte politisch eher über ein Verursacherprinzip nachgedacht werden und die versteckten Kosten, die konventionelle und intensive Landwirtschaft verursacht, aufgedeckt und auf die Lebensmittel verteilt werden. Ein wichtiger Artikel, der offenlegt, dass Bio nicht gleich Bio ist. Parallel dazu kann man natürlich auch das Buch des österreichischen Agrarbiologen Clemens Arvay "Friss oder stirb" lesen, in der er die Industrialisierung der Bio-Idee anprangert und gleichwohl Bio-Pioniere vorstellt, die sehr konsequent biologisch arbeiten.

Bei Zotter setzen wir mit 150 Mitarbeitern konsequent auf Bio. Wie wir uns "Bio + faire" Lebensmittelproduktion vorstellen, können Sie selbst sehen. Unsere Manufaktur ist vollkommen transparent und für Besucher geöffnet. Sie können live in die Produktion sehen, treffen unsere Mitarbeiter und können den Essbaren Tiergarten entdecken, in dem es um extensive biologische Landwirtschaft mit artgerechter Tierhaltung geht. Unsere Tiere leben das ganze Jahr auf den Weiden und das Gemüse gedeiht in den Gärten rund um das Restaurant. Eine Bio-Landwirtschaft, die komplett partizipativ und offen ist. Bio zum Anfassen! Schließlich muss man eine Idee auch einmal sehen und verstehen, um sie zu mögen und sich dafür einzusetzen.

Wir arbeiten mit vielen ambitionierten Bio-Bauern zusammen, die uns all’ die wunderbaren Zutaten für unsere Schokoladen liefern. Der unabhängige Wirtschafts- und Umweltwissenschaftler Gregor Sieböck hat unsere Lieferanten auf der ganzen Welt besucht und darüber berichtet, um genau diesen Bio-Pionieren wieder eine Bühne zu geben und zu zeigen, dass mehr als "pestizidfrei" in Bio steckt. Es geht um den Einklang zwischen Mensch, Tier und Umwelt. Hinter jeder Zutat steht eine Geschichte und Menschen mit Visionen, die an Bio-Landbau glauben. Natürlich könnten wir unsere Bio-Milch auch günstiger einkaufen, aber wir haben uns für die Milch von den Tiroler Bergbauern entschieden, weil dadurch Artenvielfalt, Almen und traditionelle Milchwirtschaft erhalten wird, die fast einzigartig ist und schon romantisch wirkt. Wo unsere Milch, Chili und Honig herkommen, können Sie in der Zotter-Weltreise nachlesen und spannende Bio-Pioniere kennenlernen.

"Bio + Fair" ist unser Motto, denn natürlich geht es darum, wie und unter welchen Bedingungen Bio produziert wird. Für uns ist es logisch, dass Bio frei von Kinderarbeit sein muss und die Bauern für ihre Arbeit fair entlohnt werden. Wir suchen unsere Lieferanten primär nach Qualität und Konsequenz aus. "Qualität" gibt es selten vom Band und in Massen, da steckt immer viel Arbeit drin und Menschen, denen das Lebensmittel an sich so wichtig ist, dass sie sich die Arbeit machen.

Das alles hat seinen Preis, auch das steht in dem Spiegel-Artikel. Bio aus extensiver Landwirtschaft kann nicht den gleichen Preis haben wie konventionelle Ware aus intensiver Landwirtschaft. Außer man ändert die Rahmenbedingungen, stellt Förderungen um und legt die "Umweltverschmutzungskosten" auf die Verursacher um. Das würde den Wettbewerb tatsächlich freier und fairer machen.

Spiegel Ausgabe 45 / 03.11.2014 (Artikel nicht mehr verfügbar)