Interview-Gespräch mit Josef Zotter im deutschen ZEIT WISSEN-Magazin, erschienen in der Print-Ausgabe Nr. 03 Mai/Juni 2021, Interview: Andreas Lebert und Filipa Lessing, Mitarbeit: Shahrzad Golab, Fotos: Stefan Fürtbauer
Der Unternehmer Josef Zotter irritiert Harvard-Professoren, Bauern und Lehrer - und hat dabei ausgesprochen gute Laune. Ein Gespräch über den Genuss von Ideen.
Bevor wir ihn sprachen, hatten wir über ihn gelesen: von einem "verrückten Chocolatier" – von einem, der alles anders macht als alle anderen. Die Schokolade, die er herstellt, hat mitunter sonderbare Zutaten. Es sollen Würmer, Heuschrecken, Schweineblut und Fischköpfe verwendet werden. Dafür kostet sie zweieinhalbmal so viel wie normale Schokolade, verkauft sich aber wie geschnitten Brot. Diese wilden Kreationen wollten wir selbstverständlich vor dem Gespräch probieren. Aber dann: bekommen wir sie nicht. Es gibt nur Sorten mit Dattelzucker, mit Whiskey, Müsli oder Tamarinde.
Herr Zotter, wir sind ein bisschen enttäuscht. Wo sind denn Ihre abgefahrenen Schokoladen geblieben?
Gerade gibt es keine Insektenschokolade. Die Leute sind von der Pandemie ohnehin erschreckt genug.
Sie haben diese Sorten nur gemacht, um die Menschen zu erschrecken?
Ja, ein bisschen. Aber das ist gerade nicht nötig. Ich habe mich immer auch ein wenig als Kabarettist gesehen, der den Menschen einen Spiegel vorhält.
Wie meinen Sie das?
Ich komme aus Bergl. Nach der Ibiza-Affäre der österreichischen Regierung zum Beispiel habe ich die Schokoladensorte "Bergl statt Ibiza" kreiert. Statt Wodka und Koks habe ich Hanf-Nougat und Zwetschkenschnaps verwendet, etwas Chili und – weil des die blaue Partei ist – eine dünne Schicht aus Johannisbeeren. Damit das Ganze legal aussieht, habe ich alles mit weißer Schokolade überzogen. Für die weiße Weste.
Eigentlich wollten wir mit Ihnen ja über Lebensfreude sprechen.
Negative Geschichten gibt es ja schon genug, nicht wahr?
Allerdings. Pandemie, Parteienskandale, Klimakrise: Egal, welche Themen gerade relevant sind – Lebensfreude muss man woanders suchen.
Vielleicht täuschen Sie sich!
Ach ja?
(...)
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photo credit: (c) Stefan Fürtbauer