Chocolatier Zotter: "Tun gern Dinge, die sich nicht gehören"

Kurier vom 26.08.2018, Autor: Simone Hoepke

Serie Familienbande: Vater Josef und Tochter Julia über Konkurs, Innovationen, Schoko-Roboter und Schokolade mit Fisch.

Die Schokoladenfabrik der Familie Zotter ist eines der meistbesuchten Ausflugsziele in der Steiermark. Jährlich kommen mehr als eine Viertel Million Gäste, um zu sehen, wie ausgefallene Sorten produziert werden – und um sie zu verkosten. Nebst der gläsernen Produktion hat Zotter einen Tiergarten eröffnet und einen Friedhof gebaut, auf dem er seinen gescheiterten Ideen Grabsteine gesetzt hat.

Nach außen hin ist Josef Zotter das Gesicht der Firma, hinter den Kulissen arbeiten aber auch seine Frau Ulrike und die Kinder Julia und Michael im Unternehmen. Julia hat zuletzt das Geschäft in Schanghai aufgebaut und ist 2017 wieder zurück nach Riegersburg gekommen. Sie sprudelt genauso vor Ideen wie ihr Vater. Wenn die beiden am Tisch sitzen, haben es andere nicht immer leicht, zu Wort zu kommen.


KURIER: Herr Zotter, Sie kommen gerade aus dem Urlaub. Können Sie überhaupt einmal abschalten?

Josef Zotter: Zwei Wochen Sardinien, jeden Tag super gegessen und zum Strand gegangen. Es war nicht auszuhalten (lacht).

Julia Zotter: Ich war überrascht, dass er mir nicht jeden Tag zehn eMails geschickt hat. Es muss wirklich ein schöner Urlaub gewesen sein.

Josef: Ich bin ja normal ein Mensch ohne Handy, weil ich es nicht aushalte, wenn jedes Gespräch von einem Anruf unterbrochen wird. Nur im Urlaub habe ich ein Handy und brauch’ dann immer drei Tage, bis ich mich damit wieder auskenne. Ich habe von den Jungen, die immer am Handy hängen, gelernt, dass ich genau das nicht will.

Julia: Bei mir ist das etwas anders. Ich kommuniziere mit unseren 15 Mitarbeitern in Schanghai nur über Sprachnachrichten, die wir via WeChat schicken. Das ist praktisch. Ich kann zwar fließend chinesisch sprechen, kann es aber nicht lesen und schreiben (sie spielt eine chinesische Sprachnachricht vor).

War immer klar, dass Sie im Familienbetrieb arbeiten werden?

Julia: Ich bin mit dem Unternehmen aufgewachsen. Mein Kinderzimmer war früher die Umkleide für die Mitarbeiter.

Josef: Das war vor 30 Jahren. Wir haben in einer 40-Quadratmeter-Wohnung gewohnt, in die Kinderzimmer, Elternzimmer, Küche, Dusche, Büro, Lager und alles gepasst haben. Die Kassa hatten wir unter dem Bett stehen und eine kleine Backstube unter der Wohnung. Dort haben wir die handgeschöpfte Schokolade erfunden. Bald waren wir pleite.

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© Bild: Kurier/Jeff Mangione

Vater Josef und Tochter Julia