Da liege ich nun am Strand auf Sardinien, ein Glas Vermentino mit Melone in der Hand und beobachtete all die Väter, Mütter und Kinder, wie sie den Stress des letzten Jahres im traumhaften, türkis schimmernden Meer abwaschen, lachen und leben. Ich denke, ich werde auch beobachtet. Ein gekauftes Paradies, eine Illusion von Glück, welches den Alltag durchbricht?
Mein nächstes Ziel ist Peru, das hat dann mit Arbeiten im Paradies zu tun. Der Urwald, wo ich die traumhaften Kakaogärten besuche, hat ja auch etwas paradiesisches. Die Farben der Pflanzen, die Formen der Tiere, die ungewöhnlichen Geräusche und die unfassbaren Geschmäcker und Gerüche. Ja, ich glaube, wenn ich ans Paradies denke, dann kommt es dem dort schon ganz nahe.
Aber dann redest du dort mit den Leuten und kommst drauf, dass die eigentlich auch das Paradies suchen, aber noch nicht gefunden haben. Weil auch für sie geht’s, wie bei uns in der Nicht-Urlaubszeit, um mehr Wachstum, mehr Wohlstand, mehr Anerkennung. Mehr, mehr, mehr. Ist man woanders, ist einem das alles egal ... weil man nur die Oberfläche zuerst sieht. Zu Recht, irgendwann muss man vergessen. Da könnte man ja anfangen zu glauben, das Paradies wäre kein Ort, sondern der Zustand, wo die wirklich wichtigen Dinge im Vordergrund stehen.
Dieser Beitrag erschien als Kommentar in der Tageszeitung Kleine Zeitung am 18. Juli 2018, als Teil der Rubrik "Mein Paradies"