"Enfant terrible" - Josef Zotter im Hubertus Magazin

Interview-Gespräch mit Josef Zotter im Hubertus Magazin, erschienen in der Print-Ausgabe Nr. 02 April 2023, Text & Fotos: Jakob Wallner

Josef Zotter ist nicht nur mit handgeschöpfter Schokolade in aller Munde. Er provoziert mit seinem Essbaren Tiergarten, hinterfragt den Fairen Handel und bringt "Unkraut" zurück in Weingärten. Grund genug für einen Besuch.

KREATIVES ENFANT TERRIBLE

Abseits von Schnellstraße und Autobahn, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, liegt die 5.000-Seelen-Gemeinde Riegersburg. Und dort ruht, eingebettet in den sanften Hügeln der südöstlichen Steiermark, die Schokoladenfabrik von Josef Zotter. Doch der Schein dieser idyllischen Landkulisse trügt,denn der "Streichelzoo" unter der Werkshalle sowie der unschuldig anmutende Weingarten neben der Straße sind – wie die Schokolade –alles andere als gewöhnlich.

Was im Jahr 1987 mit der Unternehmensgründung begann, wächst und gedeiht seither auf fruchtbarem Boden und in kreativen Köpfen zu einzigartigen Produkten und extravaganten Ideen. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der handgeschöpften Schokolade haben wir den Schokofabrikanten und "Andersmacher", Josef Zotter, zum Interview gebeten.

Hubertus: Josef, was nimmt man aus 36 Jahren Unternehmensführung mit? Was lernt man über diesen Zeitraum?
Josef Zotter: Gelernt habe ich vermutlich nichts (lacht). Nein, natürlich sammelt man über diese vielen Jahre einen Erfahrungsschatz und erlebt gemeinsam Höhen und Tiefen. Und ehrlicherweise dachte ich, als es anfänglich sehr schnell bergauf ging, dass ich die Weisheit mit dem Löffel gefressen habe – was sich als Irrtum herausstellen sollte.

Du meinst eure Insolvenz im Jahre 1996. Wie kam es dazu?
Nach der Gründung waren wir recht schnell erfolgreich, die Bankdirektoren waren alle meine "Freunde", und wir haben Kredite aufgenommen. Die ersten 4–5 Jahre ist auch alles super gelaufen, und ich habe in meinem Übermut eine Konditorei nach der anderen eröffnet, bis es in Summe vier Filialen waren. Dann kamen vier Jahre, wo es zäher war und das Geld der Kredite lediglich die laufend aktuellen Löcher stopfen konnte. Dann hat mein Steuerberater gemeint, dass ich wirtschaftlich krank bin – was ich auch gespürt habe. Es ging sich hinten und vorne nicht mehr aus, wir konnten keine Rechnungen oder Löhne mehr zahlen, obwohl wir eigentlich fleißig waren. Bis ich, vor der Sanierung, bei rund 7 Mio. Schilling, das sind etwa € 500.000,–, Schulden stand.

Wie ist es dann weitergegangen?
(...)

Lesen Sie das gesamte Interview als PDF

photo credit: (c) Jakob Wallner

Zotter Hubertus