Er mag Schnitzel in der Schokolade - Interview mit Tiroler Tageszeitung

Josef Zotter im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung, anlässlich der Erfindung der Schnitzel mit Reis + Pommes Praline, erschienen in der Print-Ausgabe vom 20. April 2025, Interview: Nicole Strozzi

Josef Zotter hat bereits Heuschrecken, Schweineblut und Fischköpfe zu Schokolade verarbeitet. Am Ostersonntag spricht der steirische Andersmacher über verrückte Ideen, Essiggurken im Betrieb und seine baldigen Pensionspläne.

Wer in der Firma Zotter anruft, wird sofort von einem Band süß begrüßt: „Wir verbinden Sie mit den allerbesten Mitarbeitern. Bis es so weit ist, singen wir ein Lied.“ Ein paar Sekunden später meldet sich ein gut gelaunter Chef. Schokolade macht offensichtlich happy.

Herr Zotter, dem Band nach zu urteilen, liegen Ihnen gute Laune und Ihre Mitarbeiter am Herzen?

Josef Zotter: Ich sage immer: Ein Auto braucht vier Räder. Mitarbeiter sind das wichtigste Standbein eines Unternehmens. Viele fragen, wie motivierst du deine Mitarbeiter? Ich sage dann, ich gebe den Leuten frisch gekochtes, kostenloses Essen. Es gibt Frühstück, Jause, Mittagessen, Abendessen und jederzeit Getränke. Alle Abteilungen essen an einem großen Tisch. Der Haustechniker kommt so mit der Marketing-Chefin ins Gespräch. Außerdem gibt es einen Betriebskindergarten. Die Kids zu motivieren, in eine Schokofabrik zu kommen, fällt nicht schwer (lacht).

Apropos Kinder. Nicht nur kleine Menschen lieben Schokolade. Bei Ihnen läuft vermutlich nicht nur zu Ostern die Produktion heiß?

Ja, es läuft sensationell zurzeit. Es war noch nie so geil, ein Unternehmen zu führen, wie jetzt. Uns gibt es schon seit 38 Jahren. Dabei fühle ich mich immer noch wie ein Start-up.

Es lief nicht immer so gut. 1996 mussten Sie mit Ihren Konditoreien Insolvenz anmelden. Aus der Pleite machen Sie aber kein Geheimnis, warum?

Das Scheitern gehört zu unserer DNA. Wir mussten drei von vier Betrieben schließen und die Mitarbeiterzahl von 50 auf zwei reduzieren. Heute arbeiten wieder 240 Mitarbeiter für uns, wir sind schuldenfrei.

Seit 1999 setzen Sie nur noch auf Schokolade. Sie sind bekannt für verrückte Kreationen. Fischköpfe, Heuschrecken und Schweineblut haben Sie schon verarbeitet. Wie kommt man auf solche Ideen?

Wir schauen uns Modeströmungen an, gehen aber immer unseren eigenen Weg. Nehmen wir die Dubai-Geschichte. Alle haben gefragt, Zotter, wann machst du Dubai-Schokolade? Und ich hab’ gesagt, ich mache sicher keine, wollte dem Hype aber auf den Grund gehen und habe erkannt, dass sich durch die pürierten Pistazien eine völlig neue Textur ergibt. Daraufhin hab’ ich, typisch für die Steiermark, Kürbiskerne püriert.

Ihre letzte Schöpfung, die Schnitzel-Schokolade, hat für Aufsehen gesorgt. Wie kam es denn dazu?

Ein Radiomoderator war bei uns zu Besuch und hat mir ein Schnitzel und Schokolade mitgebracht. Ich dachte mir, das Schnitzel ist der größte Stolz der Österreicher und habe es daraufhin in seine Bestandteile zerlegt: Schweinefleisch, Panier, Mehl, Eier, Brösel, dazu Preiselbeeren, Reis und Pommes. Die Schoko schmeckt nussig, das kommt von gerösteten Schweinsgrammeln. Sogar die Bild-Zeitung und die Times haben davon berichtet.

Gibt es etwas, das Sie noch nicht verarbeitet haben, wie wäre es mit Hirn?

Sie werden lachen, darüber habe ich nachgedacht. Vielleicht mache ich für die nächste Oster-Edition Hirn mit Ei?

(...)

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Josef Zotter (64) gründete 1987 das Familienunternehmen in der Steiermark. Der Schokoladenfabrikant und Landwirt setzt auf Bio, fairen Handel sowie Tiroler Milch von Bio vom Berg.Josef Zotter (64) gründete 1987 das Familienunternehmen in der Steiermark. Der Schokoladenfabrikant und Landwirt setzt auf Bio, fairen Handel sowie Tiroler Milch von Bio vom Berg - photo credit: Heinz Tesarek