Roland Wehap und sein Team haben Josef Zotter in den letzten Jahren auf allen Kakaoreisen begleitet. Heute können wir auf eine spannende Sammlung von Eindrücken und Erfahrungen in jedem Land zurückblicken. Die Begegnungen mit den Kakaobauern und den wertvollen Austausch mit ihnen, spornt uns an und macht diesen Film so besonders. Doch wer ist der Mann hinter der Kamera? Filmemacher Roland Wehap über seine Arbeit:
Wenn ich mit Familie Zotter zu einer Kakaoreise aufbreche, dann gibt es kein Drehbuch, das ist unmöglich. Ich versuch lediglich im Vorfeld zu recherchieren, wo wir Landschaftsaufnahmen machen können, oder es kulturelle Besonderheiten gibt. Alles andere ist mehr oder weniger Zufall. Man darf nicht vergessen, wir drehen ja keinen Spielfilm und schon gar keinen Werbefilm, sondern zeigen die Menschen hinter den Kakaofrüchten, die wirklich hart arbeiten, damit wir die süßen Früchte ihrer Arbeit genießen können.
Es geht mir um die Mentalität der Menschen, ihre Spontanität, Warmherzigkeit und den besonderen Augenblick, den ich zeigen möchte. In den entlegenen Gebieten, wo wir drehen, kommt kaum jemand hin. Ein Besuch ist etwas Außergewöhnliches, nicht weil wir es sind, sondern weil überhaupt jemand zu ihnen kommt. Dann wird gefeiert und zusammen getanzt – aus purer Freude und Herzlichkeit. Das ist sehr berührend.
In den vergangenen 13 Jahren hat sich technisch sehr viel verändert, ursprünglich haben wir noch auf Bändern gedreht, jeder Meter war teuer - heute sind es Datenträger. Ich fertige schon während der Reise mehrfache Kopien an und gebe eine Kopie Familie Zotter mit, damit das Filmmaterial gesichert ist, sollte auf meiner zeitversetzten Rückkehr der Flieger abstürzen. Wir reisen wirklich mit minimaler Ausrüstung, aber doppelter Absicherung. Wenn etwas ausfällt, brauche ich sofort Ersatz, genügend Akkus, oft haben wir längere Zeit keinen Strom, es muss dann trotzdem alles klappen, das ist oft eine große Herausforderung.
Es ist mit Sicherheit der ehrlichste Film den es gibt, denn es wird absolut nichts beschönigt. Es wird gezeigt wie es wirklich ist. Und dann gibt es sie, die magischen Momente, du bist zur richtigen Zeit, mit optimalen Bedingungen genau auf einer Szene und weißt du hast die eingefangen, eine Schlüsselszene, die dem Film die persönliche Note und thematische Tiefe gibt.
Die Sequenzen aus Madagaskar waren eine besondere Herausforderung, das Material war nicht so aufregend, aber die Zikaden übertönen einfach alles. Wir mussten Bild für Bild nachsynchronisieren, jedes Geräusch vom Ochsenkarren, oder Schnauben der Tiere aus den Nüstern, denn der Originalton war nicht zu verwenden, man hätte nur die Zikaden gehört, sonst nichts.
Für „Eine Kakaoreise um die Welt“ haben wir alle je gedrehten Filme neu gesichtet und neu arrangiert – natürlich wieder mit den besten Szenen, wobei die Schlüsselsequenzen aus allen Reisen hier die geballte, kurzweilige Unterhaltung der Geschichte ausmachen. Aber auch einige neue, noch nicht verwendete Ausschnitte haben wir eingebaut. Die Menge an Material ist schwierig, denn die besten Szenen sind kaum zu finden. Für diesen Zusammenschnitt haben wir 52.000 Mediendateien gesichtet und ca. eineinhalb Jahre daran gearbeitet. Natürlich gab es auch Pausen, wenn es nicht weitergeht, kann man das nicht erzwingen, aber es gab auch wieder Tage, da bin ich 14 Stunden am Schneidetisch gesessen und wollte gar nicht aufhören!
Das macht es dann aber wieder so spannend für mich. Meine Filme sind Autorenfilme, das heißt wir machen wirklich alles selbst. Manuela unterstützt mich beim Dreh und führt durch die Interviews, damit ich mich auf die technische Einstellung konzentrieren kann, später tüftle ich an der Farbabstimmung, mache den Schnitt und mein langjähriger Kollege und Freund Klaus komponiert die perfekte Musik zu den einzelnen Einstellungen. Damit wird das Projekt aus meiner Sicht komplett. Es ist nichts austauschbar oder vergleichbar. Es ist aus einem Guss.
Unsere nächste Kakaoreise wird uns entweder nach Afrika oder doch wieder nach Südamerika führen. Es ist ja nicht unsere Aufgabe zu unterhalten, sondern wir möchten ein bisserl Verständnis vermitteln und die Augen der Besucher öffnen für Themen abseits der heilen Welt. Es ist eine schmale Gratwanderung, aber der Faire Handel ist ein wichtiges Thema und hier im Kino werden die Menschen mit ihren Geschichten sichtbar, das macht mich sehr stolz!