Das Jahr 2020 war nicht einfach, für niemanden und somit auch nicht für uns. Wir haben es aber mit Flexibilität versucht.
Bei Zotter wird zu hundert Prozent gearbeitet. Hundert Prozent Bio, hundert Prozent bean-to-bar, hundert Prozent Arbeit. Sprich: Keine Kurzarbeit. Wie haben wir das gemacht? Unsere rund 200 Mitarbeiter mussten zum Teil andere Dinge machen, weil wir auf mehreren Standbeinen stehen. Es gibt das Schokoladentheater, die Chocolaterie, Gastroangebot und so weiter. Manche haben quasi „gestern“ noch im Theater gearbeitet und „heute“ im Online-Bereich. Was haben die Kunden gemacht? Den Spirit bemerkt und gut bei uns eingekauft, sodass wir kaum Umsatzverluste hinnehmen mussten. Und die Mitarbeiter hat es auch gefreut, einmal was anderes zu machen.
Ähnlich ging es auch vielen anderen Unternehmen, die beispielsweise vom Ab-Hof-Verkauf-Bauernhof-Erlebnis plötzlich via Webshop und Lieferung oder Click-and-Collect ihre Waren angeboten haben.Die Menschen schätzen diese Regionalität und auf einmal haben die viel mehr zu arbeiten. So wie auch Supermärkte, Zusteller und Co. Die Krise ist da, viele private Unternehmer haben schnell umgestellt.
Das konnte ich in manchen Bereichen nicht registrieren. Zeitweilig braucht es auch im riesigen öffentlichen Sektor ein paar mehr Nachdenkrunden – klar, das ist auch Steuergeld und nicht wie bei uns zu wieder einmal hundert Prozent Eigenkapital. Da geht nicht alles so schnell, weil man mit fremdem Geld arbeitet.
Aber was die Krise sehr vor Augen führt, ist, dass es mehr braucht als öffentliche Hilfsgelder oder ein Weiter-wie-bisher. Vor Corona war es eben so, während Corona ist es anders und dass es danach wieder so sein wird wie vorher, halte ich ein bissl für ausgeschlossen.
Ich fürchte, dieses „Koste es, was es wolle“ stimmt nach gut einem Jahr Pandemie nicht mehr. Es braucht Bewegung an allen Stellen, auch die öffentliche Hand muss sich langsam aber sicher überlegen, wie man in das „anders“ kommt. Weil genau so wie vorher wird es nicht mehr sein. Nie mehr. Da braucht es eben die Flexibilität, vor allem Innovation, die wir Privatunternehmer an den Tag legen „müssen“. Der Markt regelt das Überleben - wobei sich die Frage stellt, ob immer der Markt recht hat?
Chocolatier, Bio-Landwirt und Andersmacher. Josef Zotter ist gelernter Koch und Kellner, Konditormeister, war längere Zeit Koch und Küchenchef in verschiedenen Hotels der Luxusklasse unter anderem auch in New York. Josef Zotter ist verheiratet mit Ulrike Zotter und Vater von drei Kindern.
