Her mit der Nicht-Abwrackprämie

Um die Wirtschaft anzukurbeln, diskutiert man in Deutschland gegenwärtig die Abwrackprämie. Also eine Prämie für den Autokauf. Eigentlich gehört es umgekehrt!

2009 gab es in Deutschland 2.500 Euro, wenn ein neues Auto gekauft wurde. Die Konjunktur sollte angekurbelt werden. Dieser Tage wird wieder darüber verhandelt. Aber warum eigentlich? Viel besser wäre es doch, die Langlebigkeit zu prämieren und eine Langzeitprämie einzuführen. Wenn etwa ein Auto, das vor zehn Jahren gekauft wurde, noch immer den aktuellen Schadstoffstandards entspricht oder umgerüstet werden kann, dann sollte das prämiert werden. Nicht immer ein neues Kaufen. Und wenn dann eines von bester Qualität, das man gut und gerne reparieren kann.

Das ließe sich auf viele andere Dinge umlegen. Etwa auf einen Kühlschrank, ein Telefon, den Fernseher. Aber nein, wir kaufen immer was Neues, weil es billiger ist. Das mag stimmen, mit Prämien oder von mir aus einer Reperatur-Unterstützung wäre das leichter.

Aber leidet darunter nicht die Wirtschaft? Das werden jetzt viele einwenden.

Da entgegne ich: Wessen Wirtschaft? Die, wo die Manager Millionen-Gehälter haben und die sich auch während Corona Dividenden ausschütten, während Stellen abgebaut werden? Die ihre Produktion in Billiglohnländer auslagern, wo die Menschen zwar diese Arbeit brauchen, aber wie Sklaven unter unmenschlichen Bedingungen schufften? Und wenn wir uns dann via Amazon ein neues Gerät liefern lassen? Welche Wirtschaft unterstützen wir da?

Viel mehr wird unsere Wirtschaft angekurbelt. Dann hat der Mechaniker ums Eck, die Elektrikerin, der Näher, die Installateurin mehr Arbeit. Ich glaube einfach, dass man viele Sachen einfach reparieren kann, bevor man sie wegschmeißt und den großen internationalen Multis mehr Geld in den Rachen wirft.

Und eines sei noch Richtung Autohersteller gesagt: Die haben Car-Sharing am Anfang auch abgelehnt und machen dennoch mit. Dann müssen sie eben das Service verbessern. Die Welt dreht sich eben weiter. So wie ein Reifen am Auto und wenn gegebremst wird, dann bitte langsam.

Josef Zotter

Über: Josef Zotter

Chocolatier, Bio-Landwirt und Andersmacher. Josef Zotter ist gelernter Koch und Kellner, Konditormeister, war längere Zeit Koch und Küchenchef in verschiedenen Hotels der Luxusklasse unter anderem auch in New York. Josef Zotter ist verheiratet mit Ulrike Zotter und Vater von drei Kindern.

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