Ist Gelddrucken richtig?

Kredite sind derzeit sehr billig. Das ermöglicht es Individuen, hohe Kreditsummen mit kleinen Raten aufzunehmen. Persönlich verständlich – sinnvoll ist das aber nicht.
 
Derzeit wird Geld quasi gedruckt, mitten in der Pandemie, mitten im noch viel gefährlicheren Klimawandel. Ein Beispiel: Wenn man um die 30 Jahre alt ist, kann man sich ohne Probleme eine halbe Million Euro leihen, zahlt ein Prozent an Zinsen. Damit kann man sich ein gar nicht so kleines Häuschen bauen, schön einrichten, Pool, Autos und alles, was zu einem anscheinend modernen, erstrebenswerten Vorstadtleben dazu gehört noch dazu. Das finde ich aus der individuellen Perspektive schön. 5.000 Euro Zinsen zurück zahlen hört sich gut an. Hätte ich mir das geliehen, als ich pleite war, habe ich für dieselbe Summe 50.000 Euro an Zinsen im Jahr gezahlt.
 
Und genau das ist ein Problem: So sehr ich es aus der individuellen Perspektive her verstehe, ist es gesamt gesehen ein Wahnsinn. Uns brennt der Planet unterm Hintern weg und wir bauen mehr, größer, fahren dickere Autos. Nicht, weil wir alle auf einmal unglaublich hoch bezahlte Jobs haben, sondern weil das Geld eben gedruckt wird. Noch einmal: Es ist schön, wenn es sich wer leisten kann, auch mit einem kleineren Einkommen. Aber wo kommen wir als Gesellschaft hin, wenn jeder auf einem immer heißer werdenden Planeten ein Haus, ein Pool und zwei Autos hat? Und was geschieht, wenn man – wie das derzeit leider oft passiert – den Job verliert und nicht einmal die geringe Kreditrate zurückzahlen kann?

Ich denke, es würde uns allen gut tun, etwas mehr Demut an den Tag zu legen und uns zu überlegen, ob wir wirklich alles brauchen, was wir uns in der Theorie leisten könnten. Ich glaube, es ist gut, nicht nur seine persönliche Sichtweise zusehen, sondern das große Ganze.