Begonnen hat bei Zotter alles mit der Verbindung von Schokolade und den Zeichnungen von Andreas h. Gratze. Es ist eine Verbindung von zwei Handwerken – der des Chocolatiers und der des Künstlers. Gemeinsam haben beide, dass Sie mit Hand und Herz arbeiten und Ausdrucksform für Kreativität sind. Keine Hülle ohne Fülle und keine Fülle ohne Hülle. Es gibt keine Frage nach was war zuerst oder was ist wichtiger, es ist eine Symbiose aus zwei Schaffensrichtungen, die sich gefunden haben. Es ist der Beginn einer Leidenschaft von Josef Zotter zu Kunst.
Im Lauf der Zeit hat Josef Zotter eine beachtliche Kunstsammlung erworben. Werke namhafter internationaler Kunstschaffender wie auch Künstler aus seinem direkten Umfeld zählen zu seiner Sammlung. Zu sehen sind sie im Schokoladen-Theater, im Produktionsbereich, im Verkaufsraum aber auch im Außenbereich der Green Hall, im Areal des Essbaren Tiergartens und dem neuen Kunst Park samt Teichanlage, der jetzt auch in den Essbaren Tiergarten integriert ist. Bei Kunst geht es auch immer um Kunst-Hand-Werk. Ein guter Künstler geht in die Tiefe, permanent entstehen Unikate, keines gleicht den anderen. Es geht um eine permanente Neuinterpretation, ein Hinterfragen. Für Josef Zotter geht es auch um Provokation und wie Menschen damit umgehen.
Was treibt Josef Zotter an, diesem Thema Präsenz zu geben? Was inspiriert ihn und warum ist Kunst für ihn so wichtig? Hier seine Antwort:
"Aufgabe der Kunst ist es zu provozieren, das ist mir sehr wichtig. Es muss etwas in Frage gestellt werden. Das machen wir mit der Schokolade zu einem gewissen Grad auch. Insektenschokolade, Blutschokolade, „Bergl statt Ibiza“ oder Schokolade mit Fischköpfen, das hat auch ordentlich polarisiert. Aber der Gleiche, der sich aufregt, hält eine Wurstsemmel in der Hand, da ist sicher mehr Blut drinnen als in unserer Blutschokolade, aber dort ist es akzeptiert. Da frag ich mich, warum ist das so?
Redakteure kommentieren Politik durch ihre Berichterstattung und die Aufgabe der Künstler ist es uns als Gesellschaft in Frage zu stellen. Sie halten uns in gewisser Weise den Spiegel vor. Diese Konfrontation ist notwendig und Nahrung für den Geist. Durch Empörung entsteht auch ein neues Denkmuster. Da passiert ja etwas, das bewegt auf beiden Seiten. Das muss man auch zulassen, reflektieren, diskutieren und dann aber auch wieder abschließen.
Ich bin beseelt von dem Konzept Schokoladen-Theater, Essbarer Tiergarten und Kunstpark. Wir haben das nicht so geplant – der Essbare Tiergarten wurde vor 10 Jahren eröffnet, er ist gewachsen. Es hat sich eine wunderbare Symbiose aus Kunst, Schokolade, Gartenoase und gutem Essen ergeben. Ein friedvolles miteinander von Mensch und Tier im Einklang mit der Natur. Alles was mir wichtig ist, ist da. Das erfüllt mich mit tiefer Zufriedenheit und Dankbarkeit, diesen Ort mit all seinen Besonderheiten auch mit unseren Besuchern teilen zu können."
In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die kreativen Köpfe, die dafür verantwortlich zeichnen.
Mit dem Verpackungskünstler Andreas H. Gratze nahm alles seinen Anfang. Seine Kunstwerke, Bilder und Skulpturen sind natürlich in der gesamten Zotter Erlebniswelt zu finden und auch im Schokoladen-Theater in Shanghai legte er Hand an und bemalte Wände und Türen.
Es gibt viele Menschen, die seine Verpackungen so sehr lieben, dass sie diese nicht wegwerfen, sondern liebevoll aufheben und sammeln.
Andreas zeichnet am liebsten im Garten, wo ihn die Natur, das Licht und der Schatten inspirieren und dann erst überträgt er die Zeichnungen auf den Computer.
Mehr über Andreas H. Gratze gibt es im Doppel-Interview mit Josef Zotter zu erfahren.
Andreas H. Gratze: Jahrgang 1962, in Graz geboren. Ausbildung als Koch-Kellner, Bühnenbild-Studium an der Grazer Kunstuniversität. Lebt und arbeitet als freischaffender Künstler und „Pack-Artist“ in Graz. Er ist Vater dreier Kinder.
www.a-h-g.at
Auch die humorvollen Skulpturen von Paul Mühlbauer stehen vor und im Schokoladen-Theater, ebenso im Essbaren Tiergarten, dem Kunst Park und mittlerweile auch an unserem Standort in Shanghai. Zu einer der meist abgelichteten Figuren gehört wohl „Der Pisser“, der so manche Erwachsene und Kinder zum Schmunzeln bringt. Oder auch für die ein oder andere Aufregung sorgt.
Mühlbauers Stil der langen, dünnen Beine ist unverkennbar, und auch die von ihm erfundene Technik, dem Bronzeguss Farbe zu verleihen. Oftmals baut er auch Gegenstände des Alltags, wie z.B. Schuhe etc., in seine Figuren mit ein. Ebenso wurde der Ideenfriedhof im Essbaren Tiergarten von ihm gestaltet. Dort hat er riesige Schokotafeln als Grabsteine platziert. Die schillernde Palette der kritischen Beobachtung von Skurrilität, Satire und Witz Paul Mühlbauers geben seinen Werken den charakteristischen Erkennungswert.
Mühlbauer wurde 1963 in Judenburg geboren und lebt seit 1993 als freischaffender Künstler im Südburgenland.
www.muehlbauer.cc
Helmut Kohl arbeitet vorwiegend mit Holz und Bronze. Seine Bronze Figuren („Das geschenkte Lächeln“, „Black and Night“ und „Schau mich an.“) stehen vor der Schokofabrik und auch im Shop.
Er experimentiert auch mit Stahlbeton und Kunststein und fertigt daraus Skulpturen und Plastiken.
Er wurde 1961 in Graz geboren, lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Söchau und arbeitet als freiberuflicher Bildhauer.
www.kohl-skulpturen.eu
Zu Josef Zotters neuesten Errungenschaften zählt ein Zyklus von Oskar Stocker aus der Serie „Human Fat Paintings“. Zu sehen sind die Werke seit Mai 2021 im Eingangsbereich der Grünen Galerie. Überdimensionale Gemälde, facettenreiche Portraits, bunt oder schwarz und unübersehbar. Sie haben einen starken Ausdruck und geben ihr Geheimnis nicht sofort Preis.
Ein Künstler muss mit seinem Werk in die Tiefe gehen und brisante Themen aufwerfen. Wenn das Thema „Human Fat Paintings“ zum Vorschein kommt, dann wird Aufmerksamkeit erzeugt, weil im Kopf plötzlich ganz andere Assoziationen entstehen. Die Botschaft hinter den Bildern ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, man muss sich damit beschäftigen, um zu erkennen, worum es wirklich geht.“, so der kunstbegeisterte Chocolatier.
Das Fett stammt aus operativen Eingriffen aus der Schönheitschirurgie, wurde in einem Hygieneinstitut aufbereitet und dann als Paste von Oscar Stocker bei der Farbenherstellung verwendet. Es ist das Anprangern eines dekadenten Lebensstils, ein Ressourcenverbrauch an medizinischen Leistungen, der im krassen Gegensatz zu Engpässen auf Corona-Intensivstationen steht, wo medizinische Kapazitäten an ihre Grenzen stößt.
Im Interview hat Oskar Stocker seine Herangehensweise an das Thema erläutert:
Die Museen waren länger geschlossen, die Menschen sehnen sich nach Normalität und auch nach der Kunst. Was zeigen Sie uns, Oskar Stocker?
OS Wir sehen hier großformatige, ausdrucksstarke Porträts von drei sehr reichen Afrikanern und vier sogenannten durchschnittlichen Amerikanerinnen, die sich in den USA das Fett haben absaugen lassen.
Stellen Sie sich vor, Sie stehen morgens vor dem Spiegel und entdecken die ersten Fältchen. Bestenfalls arrangiert man sich damit und wenn nicht, lässt man sie entfernen. Schnell und problemlos. Das ist wohl eher eine ästhetische Frage. Anders sieht es aus, wenn man mit dem eigenen Körper nicht im Einklang ist. Da lassen sich nicht wenige, Fett im Körper absaugen. Die meisten Korrekturen dieser Art gibt es weltweit in den USA, direkt gefolgt von Brasilien und Indien.
Können Sie uns auch etwas zu der Maltechnik sagen, die Sie bei diesen Porträts zugrunde gelegt haben?
OS Wieder zurück aus USA bekam ich die Idee zu dem Werkzyklus Human Fat Paintings. Also besorgte ich mir in einer österreichischen Klinik Fett, das bei Patienten abgesaugt worden war. In einem Labor ließ ich es aufbereiten und verflüssigen. So entstand eine Paste, die ich angereichert mit Pigmenten, zum Malen der Bilder nutzte. Abschließend wurden die Arbeiten mit Lack versiegelt. Ein inspirierender Nebeneffekt: die Durchmischung aller DNAs in dieser Paste.
Josef Zotter und Sie kennen sich schon einige Zeit. Wann sind Sie sich das erste Mal begegnet? Hat es direkt zwischen Ihnen, was die Kunst angeht, gezündet?
OS Wir haben uns vor ein paar Jahren über eine gemeinsame Freundin kennen gelernt. 2019 war er dann Gast bei erLesen, der Büchersendung beim ORF. Ich porträtierte ihn dafür und so begann auch eine Freundschaft. Mich fasziniert wie Josef Zotter die Kunst in den Alltag überführt.
Der österreichische Künstler Oskar Stocker (1956) lebt und arbeitet in Graz. International bekannt wurde er durch die Ausstellung Facing Nations, die über 120 Grazer Bürger und Bürgerinnen unterschiedlicher Nation in Porträts zuerst in Graz, dann in Wien und als Höhepunkt 2010 im UN-Hauptquartier in New York zeigte.
Auch die Skulpturen von Josef Lederer können bei Zotter bewundert werden. So zum Beispiel ein riesiger Globus aus Bronze, der im Essbaren Tiergarten das „Am Vieh-Theater“ schmückt.
Seine sozialkritischen Arbeiten sind auch in anderen Bereichen der Schokofabrik zu sehen, wie die "Schrägen Vögel", oder die "Nägel mit Köpfen", oder die Darstellung der "Eierstöcke".
Josef Lederer, geboren 1967, verbrachte seine Kindheit am elterlichen Bauernhof in Burgau, und kam so schon früh mit dem Handwerk in Berührung. Er besuchte das Bischöfliche Seminar und Gymnasium in Graz. Danach absolvierte er das Studium der Theologie. Damit begann seine intensive Auseinandersetzung mit der Malerei und Bildhauerei. Nebenbei ist er Bio-Bauer.
www.joseflederer.at
Seit 1992 dokumentiert der US-amerikanische Künstler Spencer Tunick (geb. 1967) nackte Menschen im öffentlichen Raum in Fotografien und Videos. Seit 1994 hat er 75 ortsspezifische Installationen mit menschlichen Körpern auf der ganzen Welt realisiert. Alle Akteure machen mit freiwillig und unentgeltlich mit und erhalten als Gegenleistung für ihre Teilnahme lediglich ein signiertes Foto. Seine Arbeiten sind zunehmend immer komplexer und aufwändiger geworden: Mittlerweile arrangiert Tunick bis zu mehrere tausend Menschen zu oft spektakulären Körper-Installationen in Gebäuden, Plätzen, Straßen, Parks oder Landschaften. Die Performance mit der größten Teilnehmerzahl fand im Jahr 2007 in Lateinamerika statt. Rund 18.000 Menschen posierten auf einem Platz in Mexiko-Stadt als menschliche Bausteine für Tunicks Körperarchitekturen. Im selben Jahr folgten 600 Menschen dem Künstler auf den Aletschgletscher: Die Bilder, die er von den nackten Körpern in der Eis- und Gerölllandschaft sollten auf den weltweiten Klimawandel aufmerksam machen.
2014 lud Spencer Tunick zu einer Installation in die Zotter Erlebniswelt und knapp 50 Personen nahmen teil. Zu sehen sind drei Werke aus diesem Zyklus – am Check-in des Schokoladen-Theaters, über den Tischen im Produktionsbereich der Handgeschöpften Schokoladen und im Kakaobohnenlager. Eine der am häufigsten gestellten Frage ist, ob auf den Bildern auch Mitarbeiter*innen abgebildet sind. Die Antwort lautet natürlich: Nein – und selbst bei Intensiver Suche wird auch Josef Zotter nicht auf den Bildern zu finden sein.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 01.09.2016 veröffentlicht und zuletzt am 11.10.2021 aktualisiert.