Ein Diskonter hat im September in einem „Nachhaltigkeits-Erlebnismarkt“ in Berlin angefangen, die wahren Kosten von Lebensmittel aufzuschreiben. Gut so!
Es gibt dort eine doppelte Preisauszeichnung für acht Lebensmittel, dieser Preis berücksichtigt neben den Herstellungskosten auch verschiedene Umweltfolgekosten. Weiters gibt das Unternehmen an, dass die Bio-Preise um 35 Prozent zu erhöhen wären. Der deutsche Bundesverband für Naturkost und Naturwaren begrüßt diese Aktion. Die Geschäftsführerin Kathrin Jäckel wird in einer Stellungnahme zitiert: „Bei Essen sollte es nicht um den niedrigsten Preis gehen, sondern um die höchste Nachhaltigkeit. Denn solange die Umweltfolgekosten nicht ein obligatorischer Bestandteil der Lebensmittelpreise sind, können weder Erzeuger, noch Hersteller, noch Kunden die richtigen Entscheidungen treffen.“ Bio, das zeigen Studien, ist schon näher an dieser Idee der wahren Kosten dran.
Und das denke ich mir bei vielen Dingen. Wir glauben immer, wenn wir beispielsweise gar kein Fleisch mehr essen, dass wir alle super nachhaltig leben. Das stimmt auch, es soll aber, vielleicht aus Tradition, jedem selbst überlassen sein, ob er oder sie Fleisch essen will. Dennoch ist durch etwa die Diskussion der Schweinehaltung, Stichwort Vollspaltböden, oder die unmenschlichen Bedingungen in (deutschen?) Schlachthöfen hier schon punkte Fleischkonsum einiges im Rollen. Das sollte aber nicht davon ablenken, dass die Rechnung „Nur Pflanzlich = Nachhaltig“ nicht so einfach ist.
Weil das, was wir als konventionelle Landwirtschaft kennen, tötet jetzt nicht unmittelbar eine Kuh oder ein Schwein. Für Wildtiere sind Monokulturen aber auch nicht gut. Vielerorts sind zudem noch Pestizide und Düngemittel erlaubt. Von arbeitsrechtlichen Problemen muss man auch reden - wer erinnert sich nicht an die Stories im Frühjahr, dass billige Erntehelfer mitten in der Pandemie durch Europa gekarrt werden. Fakt ist: Bio ist deshalb teurer, weil mehr drauf geschaut wird, wie produziert ist.
Die Antwort auf die Frage, was das Essen wirklich kostet, kann deshalb so beantwortet werden: Viel mehr, als wir im Supermarkt dafür bezahlen!