Steirerin-Interview: Vom Kuhstall zum Schoko-Paradies

Josef Zotter im Interview mit der STEIRERIN, erschienen in der Print-Ausgabe vom 4. September 2020, Text: Sarah Helmanseder, Foto(s): Erwin Scheriau

Spitzen-Chocolatier Josef Zotter erzählt, wie sein Unternehmen nach der Pleite vor 24 Jahren erst richtig erfolgreich wurde, und verrät, wie wir eine gesunde Kultur des Scheiterns entwickeln können.

Mit 26 Jahren gründete Josef Zotter die Zotter Konditorei in der Grazer Glacisstraße. 1992 erfand er die inzwischen berühmte handgeschöpfte Schokolade, aber er ging Pleite und musste im Kuhstall am Bauernhof seiner Eltern in Bergl bei Riegersburg neu anfangen. Was daraus wurde: einer der besten Chocolatiers der Welt und ein florierendes Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitern. Die STEIRERIN hat mit Josef Zotter über Hinfallen und Wiederaufstehen, über seine Erkenntnisse aus dieser Zeit und über den richtigen Umgang mit Scheitern gesprochen.

STEIRERIN: Glauben Sie, dass Sie so erfolgreich geworden wären, wenn Sie damals nicht gescheitert wären?
Josef Zotter: Man muss nicht scheitern, um erfolgreich zu sein, aber wäre ich damals nicht gescheitert, gäbe es die Schokolade heute nicht! Ich konnte damals noch nicht in die Schokolade investieren. Hätte ich es gekonnt, wäre ich unter Umständen mit diesen Geschmacksrichtungen um zehn Jahre zu früh dran gewesen und erst recht gescheitert. Du musst zur richtigen Zeit mit dem richtigen Produkt am richtigen Ort sein. Selbst wenn ich in Graz schon mit der Schokolade erfolgreich gewesen wäre, hätte ich eine Halle gemietet und dort produziert. Dann gäbe es das alles hier gar nicht! Nach Bergl sind wir nur gegangen, weil es der billigste Ort war!

Warum sind Sie damals 1996 eigentlich mit der Konditorei gescheitert?
Weil ich zu schnell erfolgreich war! Das Geschäft lief schon nach kurzer Zeit wie die Hölle. Ich habe eine zweite Filiale eröffnet, eine dritte und eine vierte - in kürzester Zeit. Aufgrund des Erfolges bin ich aufs Eis tanzen gegangen. Ich machte Gewinne, hatte eiin gutes Standing bei der Bank und dachte, das Geld liegt auf der Straße. Wir sind zu schnell gewachsen. Ab 1994 wurde es finanziell schwierig. Ich hatte schon die handgeschöpfte Schokolade erfunden und war so beseelt von dieser Idee, konnte aber nicht in sie investieren! Irgendwann hat mein Bankberater gesagt: "Zotter, jetzt sind deine Bilanzen nicht mehr so schön."

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photo credit: (c) STEIRERIN / Erwin Scheriau

Chocolatier Josef Zotter im Ideenfriedhof (photo credit: STEIRERIN/Scheriau)