Wir leben in einer Zeit, in der Leistung als Wert über allem steht. Ich frage mich ja, wozu.
Ich hatte mal ein Gespräch mit einem Angestellten, der wollte gerne mehr Lohn haben, um sich mehr leisten zu können. Ich habe gefragt: Was tust du dafür mehr. Er konnte mir leider keine schlüssige Antwort geben. Aber wozu muss er eigentlich mehr leisten?
Gerade haben sich die Gewerkschaften mehr Lohn heraus verhandelt. Das freut mich grundsätzlich, weil ich wünsche allen Menschen ein faires Einkommen. Aber wer nun glaubt, dass ein derartiger Mehrverdienst nicht durch höhere Kosten bei Produkten aufgefressen wird, liegt halt leider falsch.
In unserer Gesellschaft steht ein immer-mehr-Leisten im Vordergrund. Das ist aus mehreren Gründen schlecht. Denn einerseits wollen – das denke ich zumindest – viele Menschen einfach arbeiten, so, dass sie davon leben können. Nicht jeder will ein Haus, eine Yacht und ein Luxusauto. Man will doch einfach gut leben.
Weiters ist die Wirtschaft ja nicht dumm. Wenn am einen Ende die Arbeitenden mehr bekommen, dann haben sie auch mehr zum Ausgeben. Also wird alles, nicht nur durch die Inflation, teurer. Es ist quasi ein Nullsummenspiel.
Vor allem muss uns ja bewusst sein, dass, wenn irgendwer durch „Leistung“ reicher wird, irgendwer dadurch auf der Strecke bleibt. Weil wenn wir alle ein Einfamilienhaus, zwei Autos, drei Handys und so weiter haben, muss das ja irgendwo hergestellt werden. Nach den Produktionsbedingungen fragt niemand.
Das bleibt vom Leistungswahn nämlich über, kurz und knackig: Wir hackeln uns krank, das Geld verschwindet durch Verteuerung der Produkte wieder und am anderen Ende der Welt geht es den Menschen noch dreckiger.
Vielleicht sollten wir uns noch einmal ganz genau überlegen, ob Leistung wirklich eine der grundlegender Werte unserer Gesellschaft sein soll. Und ob es dem Planeten dabei nicht besser gehen könnte, wenn weniger geleistet würde?