Die kommende Regierung möchte bei den Kleinsten Noten wieder einführen. Damit solle messbar werden, wie gut sie sind, schließlich wäre das in der Arbeitswelt auch so. Ich frage mich aber, welche das sein soll.
Meine jüngste Tochter besucht ja eine Waldorfschule. Dort gibt es keine Noten. Und auch in den letzten Jahren haben sich in der Volksschule alternative Beurteilungen durchgesetzt. Warum? Weil man gerade Kinder nicht in ein Schema von 1-5 pressen kann. Vor allem vor dem Hintergrund, dass man ja Leistung und Wirtschaftskompetenz vermitteln will, ist das ein ziemlicher Schuss in den Ofen. Es ist sinnlos, weil kein geradeaus denkender Chef oder Chefin seine MitarbeiterInnen nach Schulnoten bewertet.
Wenn bei uns im Betrieb Gespräche über die Leistung stattfinden oder auch schriftlich rückgemeldet wird, passiert das eben verbal, ausformuliert. Was hätte denn mein Buchhalter davon, wenn ich ihm zwei Mal im Jahr sage: Du machst deine Sache befriedigend. Oder dem Hausmeister: Genügend. Was hat denn diese Person davon? Es gibt ja Untersuchungen, wo dieselben Arbeiten – sogar in Mathematik! - verschiedenen Beurteilenden vorgelegt wurden und von ausgezeichnet bis Fleck war alles dabei.
Bislang gab es in der Pflichtschule ja zumindest auch Kinder-Eltern-LehrerInnen-Gespräche, bei denen die Leistung gemeinsam besprochen wurde. Das finde ich genial.
Sicherlich, auch in verbalen Beurteilungen können Stehsätze und Codes vorkommen, so wie in Bewerbungen oder in Dienstzeugnissen. Aber dennoch ist es aus Unternehmersicht recht sinnbefreit zu glauben, Schulnoten würden die Kinder auf das Arbeitsleben vorbereiten.
Wir brauchen hingegen mehr Fähigkeit zur gemeinsamen Reflexion. Ich will ja keine MitarbeiterInnen, die halt arbeiten und darauf warten, bis der Zotter vorbeikommt und „Sehr gut“ sagt – sondern solche, die selbständig handeln und denken, wissen, wenn sie etwas gut oder weniger gut gemacht haben.