Ich liebe Eisvögel! Ich kann mich noch ganz genau erinnern, wo ich meinen ersten Eisvogel im Leben gesehen habe. Ich war gerade zu Fuß durch Patagonien, ganz im Süden von Chile, gewandert und hatte drei Wochen Dauerregen hinter mir. Trotz des widrigen Wetters hatte ich mich entschieden noch einen 300 Kilometer langen „Umweg“ zu gehen, um die zweitausend Jahre alten Alercebäume im Pumalin-Park zu besuchen. Am Morgen bin ich schließlich unter diesen uralten Baumriesen gestanden und irgendwie hatte auf einmal die Zeit aufgehört zu existieren. Glücklich und erfüllt von diesem magischen Erlebnis spazierte ich über eine Hängebrücke und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen: Einige Meter von mir entfernt, saß ein Eisvogel auf einem Ast. Er hatte ein orangefarbenes und marineblaues Federkleid. Ich beobachtete ihn lange, bis er schließlich pfeilschnell dem Flusslauf folgend in Richtung Meer davonflog. Der Eisvogel symbolisierte für mich in diesem Augenblick die unbeschreibliche Leichtigkeit des Seins. Sie tritt mitunter so unverhofft wie der Eisvogel ins Leben und wenn sie auftaucht, ist sie immer ein großes Geschenk ...
Ich dachte an diese Begegnung mit dem Eisvogel, als ich zu Wilma und Karl Kaufmann unterwegs war. Die beiden liefern an Zotter die magischen Aroniabeeren und sie haben als Logo für ihre Produkte das Foto eines Eisvogels gewählt. Der Eisvogel ist in den naturbelassenen Gewässern der Region noch immer heimisch und er steht für ein Leben im Einklang mit der Erde. Im Jahr 2003 haben Wilma und Karl den elterlichen Betrieb übernommen und auf Biolandbau umgestellt. Sie kultivieren Ribisel, Holunder, Aroniabeeren, Kürbiskerne, Rosenblüten und Honig auf ihrem Hof. Beide wollten von Anfang an möglichst naturnah wirtschaften und mit der Zeit wuchsen sie immer mehr in die ökologische und holistische Lebensweise hinein. Nur die Biorichtlinien einzuhalten, ist für die beiden zu wenig, es geht für sie vielmehr auch darum, Bio zu leben! Bio logisch eben.
Die Aroniabeeren waren in Österreich noch völlig unbekannt als Wilma und Karl vor sechs Jahren damit begannen, diese Beeren das erste Mal anzupflanzen. Ursprünglich kommt die Aronia aus Nordamerika. Die Ureinwohner nützen die getrockneten Aroniabeeren seit Anbeginn der Zeit als Nahrungsquelle, um gut über den Winter zu kommen. Von Amerika traten die Beeren schließlich ihre Reise über Russland und Polen bis nach Mitteleuropa an und werden seit einigen Jahren auch hier kultiviert. Die blauviolette Frucht, die auch Apfelbeere genannt wird, ist eine kleine Wunderbeere. Sie hat den höchsten Anteil an antioxidativen Wirkstoffen unter allen Beeren und schützt die Menschen vor schädlichen Schadstoffen, indem die sekundären Pflanzenstoffe freie Radikale binden. Die entzündungshemmenden und immunstimulierenden Eigenschaften der Aronia sind ebenfalls wissenschaftlich nachgewiesen und die Beere wirkt darüber hinaus entgiftend und entschlackend. Aronia enthält viele lebensnotwendige Vitamine und Mineralstoffe. Was den Anbau anbelangt, so ist die Apfelbeere recht frost- und hitzebeständig. Heuer hat es im Sommer in der Oststeiermark über vier Wochen nicht geregnet und es war sehr heiß – die Beeren haben aber keinen Schaden davon getragen und gedeihen prächtig.
Ich blieb lange bei Wilma und Karl hängen. Karl startete wegen meinem Besuch noch die Erntemaschine. Es handelt sich um ein eindrucksvolles Gerät, ja fast ein großes Ungeheuer und dabei schüttelt sie nur die Stauden und sammelt die Beeren auf, die hinunterfallen. Ich spazierte durch das Aroniafeld, blieb verzaubert vor den hellroten Rosenblüten stehen, beobachte die Bienen wie sie geschäftig von Blüte zu Blüte flogen, und bei köstlichem Rosensirup und Aroniasaft erzählten wir uns Geschichten. Wilma und Karl berichteten mit einem Funkeln in ihren Augen von ihrer fast zwanzig Jahre zurückliegenden Hochzeitsreise nach Afrika, zu den wilden Tieren, in die unberührte Natur und zu den gastfreundlichen Menschen. Ihre Erzählungen vermittelten einen großen Zauber, sodass ich mich nun richtig auf die Reise durch diesen magischen Kontinent freue. Wilma berichtete aber auch von Herausforderungen in ihrem Leben als Biobäuerin: von manchen Auflagen, die das Wirtschaften am Hof erschweren und von dem vielen Papierkram, den die Landwirte erledigen müssen. Versäumt man eine Einreichfrist, ist gleich die ganze Biozertifizierung in Gefahr. Da hilft es auch nicht, dass Wilma und Karl sehr gewissenhaft im Einklang mit der Natur leben und arbeiten; Papier ist eben Papier! Wilma meinte aber, dass dies wohl alles Teil ihrer Lernerfahrung ist und sie sich einfach in Geduld üben wird.
Als ich während unseres Gespräches ein Glas frischen Aroniasaft trank, bemerkte ich, was dieses Zaubergetränk in mir bewirkte! Es schien mich innerlich zu reinigen und meinen ganzen Körper durchzuputzen. Das erzeugte kurzfristig einen Schwindel, doch dann spürte ich sie plötzlich … diese unbeschreibliche Leichtigkeit des Seins! Ich dachte an den Eisvogel und lächelte - was für ein Geschenk! Danke Aronia, danke Wilma und Karl!