Josef Zotter erzählt im Interview mit Ladies Drive über seine Experimentierfreude, Pleiten und Kindness in der Wirtschaft. Erschienen in der Frühlingsausgabe 2024. Autorin: Claudia Gabler.
Josef Zotter zählt zu den besten 25 Chocolatiers der Welt. Er ist bis heute einer derwenigen in Europa, die ausschliesslich bio und fair produzieren. Seine wilden, verrücktenund provokativen Kreationen bereiten nicht nur Gaumenfreuden. Umwelt, Mensch undGesellschaft dürfen ebenfalls am Erfolg der familiengeführten Schokofabrik mitnaschen.Wie unternehmerischer Erfolg und soziales Engagement zu einer Erfolgsgeschichteverschmelzen, die es selbst nach Harvard als Best Practice geschafft hat: Josef Zotterüber Experimentierfreude, Pleiten und Kindness in der Wirtschaft.
Ladies Drive: Herr Zotter, wie läuft das Ostergeschäft?
Josef Zotter: Es läuft sensationell, trotz der vermeintlichen Krise, dieüberall propagiert wird. Wir ernten vielleicht jetzt die Früchtedessen, was wir vor 30 Jahren aufgebaut und erträumt haben. KindnessEconomy war damals noch kein Businessmodell. Jetzt ist es das.Das zeigt unser Erfolg.
Kann man beides sein, freundlich zu Mensch, Natur, Umwelt und finanziell erfolgreich? Oft hört man doch: „Das können wir uns nicht leisten. Die Produkte werden viel zu teuer. Die Konsument:innen sind nicht bereit, den Preis für bio und fair zu bezahlen.“?
Da muss ich ganz entschieden entgegenwirken: Man kann beides. Absolut! Es gibt uns jetzt seit 37 Jahren. Ich bin mit meiner Vision in den 90er-Jahren auch schon mal pleitegegangen. Mein Steuerberater hat damals gesagt: „Du bist kein Unternehmer. Du bist Künstler.“ Zu der Zeit haben sich in mir zwei Herzen gebildet – das sozial-künstlerische und das wirtschaftliche, das pragmatisch agiert. Als es mir damals schlecht ging, habe ich ihn gefragt: „Was muss ich tun, um das Unternehmen erfolgreich zu machen?“ Er sagte, ich müsse bei den Personalkosten und beim Wareneinsatz sparen. Genau das wollte ich nicht. Er meinte: „Dann wirst du pleitegehen.“ Ich ging lieber pleite, als faule Kompromisse einzugehen. Das war damals eine Trotzhandlung. Aber im Nachhinein hat sich herausgestellt, das war der richtige Weg. Die Zeit war noch nicht reif für soziales Unternehmertum und fairen Handel. Das war etwas für Romantiker.
Sind Sie ein Romantiker?
Ich komme aus der Ökoszene. Wir haben uns als Jugendliche an Bäume geheftet, damit kein Atomkraftwerk gebaut wird. Und in Österreich gibt es bis heute kein Atomkraftwerk. Damals haben wir ein Versprechen abgegeben. Die Pleite hat mich ein paar Jahre gebremst. Wir mussten das Unternehmen – fünf Kaffeehäuser in Graz mit 50 Mitarbeitenden – auf zwei Mitarbeitende abbauen.
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