Kakaoreise mit Julia Zotter nach Westafrika

Es war meine erste Reise auf dem afrikanischen Kontinent. Die Lebensfreude und Offenheit ist überall zu spüren.

von Julia Zotter

Ghana ist nach der Elfenbeinküste der größte Kakaoexporteur der Welt. Pro Hektar werden nur ca. 300 kg Kakaobohnen geerntet, in Südamerika sind es vergleichsweise 800 kg/ha, bei guter Pflege. Der Mindestpreis für Kakao wird in Ghana von Regierungsseite festgelegt, dafür wurde bereits 1947 das staatliche Cocoa Marketing Board (COCOBOD) gegründet. Um Kakaobauern besser vor den Weltmarktschwankungen zu schützen, verkauft das COCOBOD bis zu 70% der Erntemengen vor Beginn der Ernte zu Fixpreisen und die Kakaobauern bekommen somit einen garantierten Mindestpreis, unabhängig von den Börsenpreisen. Kakaoanbau ist für die meisten nur ein Nebeneinkommen. Nur wenige Kakaobauern heben sich durch besonders gute Qualität vom Durchschnitt ab. Diese besonders gute Bio + Fair-Qualität suchen wir und dafür bezahlen wir auch einen deutlich besseren Preis.

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Kakao aus Ghana hat ein sehr gefälliges Geschmacksprofil und wird daher international stark nachgefragt. Kakaobauern fermentieren selbst und liefern getrockneten Kakao. Das COCOBOD kontrolliert sehr genau die Qualität für den Export, es wird wirklich jeder Sack kontrolliert, daher ist die physische Qualität sehr hoch.

Meistens steht im Dorf eine Kirche und es gibt ein oder zwei Brunnen zur Trinkwasserversorgung. Für die Bewässerung wird Flusswasser verwendet, oder Regenwasser aus einem Sammelbehälter. Die Kinder helfen auf der Farm der Familie mit. Obwohl der Schulbesuch in Ghana gratis ist, gehen nicht alle hin. Daher ist es wichtig, dass Kinder in der Schule ein warmes Mittagessen bekommen, dann müssen die Familien eine Portion weniger kochen und das ist oft ein Anreiz, um die Kinder zur Schule zu schicken.

Auf meiner Reise sind wir an einer Schule vorbeigekommen, ich habe beim Fenster hineingeschaut und alle haben gerufen und gewunken. Ich war eine willkommene Abwechslung im Unterricht. Es gibt kaum Tourismus, Fremde sind eine Seltenheit und werden sehr interessiert begrüßt. Die Leute sind überall freundlich, winken, sind gesellig und herzlich.

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In Ghana hatten wir auch ein sehr interessantes Essenserlebnis. Für den traditionellen Fufu werden Maniok-Wurzeln verarbeitet. Das ist wirklich Schwerstarbeit, denn die gekochte Wurzel muss danach noch gestampft werden. Das ist sehr anstrengend, ich habe es auch versucht und bald aufgegeben. Am besten kann man Fufu machen, wenn der Mann anfangs stampft und die Frau den Fufu umrührt. Ein Baptist und seine Familie haben gekocht und man konnte bei ihnen Essen kaufen. Als Touristin habe ich eine besonders große Portion der örtlichen Spezialität bekommen. Es gab Eintopf und Fufu. Im Eintopf wurden allerhand Tierteile verarbeitet, Rind, aber auch Hühnerfüße - bei mir waren zB Nieren drinnen und bei einer anderen Portion waren Pansenstücke drinnen. Das riecht wirklich sehr intensiv. Ich wollte dann jedenfalls keinen Nachschlag!

Wir waren 3 Tage in Ghana, zu dieser Zeit fand in der Gegend um Suhum das Festival der Stille statt. Es war absolut ruhig auf den Straßen. Das ist das Fest, wo die Ahnen zu Besuch kommen und man muss sehr leise sein, um die Ahnen nicht zu verscheuchen. Zum Abschluss gibt es ein großes Fest, wo ausgelassen getanzt und gelacht werden darf, da war ich leider nicht mehr da. Ich hätte gerne getanzt!

Vor meiner Abreise nach São Tomé habe ich noch traditionelle Kleidung bekommen, dazu ist extra ein Schneider gekommen, der die Sachen genäht hat, am nächsten Tag war alles fertig. Die Leute sind sehr modebewusst! Ich habe so viele bunte, wunderschöne Muster gesehen, alle sind fröhlich gekleidet, ob für die Arbeit oder abends, wo’s dann noch schräger sein darf. Ich hätte so gerne noch mehr Zeit auf den Märkten in Accra verbracht, aber meine Reise führte mich weiter nach São Tomé.

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São Tomé ist eine sehr touristische Insel, ein starker Kontrast zu Ghana. Die Insel ist klein und es ist noch viel von der portugiesischen Kolonialzeit zu spüren. Die portugiesische Kultur ist überall präsent. Alle sprechen portugiesisch, aber auch Spanisch, Englisch und Französisch. Die Bevölkerung ist durchgehend mehrsprachig. São Tomé war vor über 100 Jahren der größte Kakaoexporteur.

Derzeit wird wieder eine zentrale Fermentation aufgebaut, was einfach effizienter ist. In der Kooperative CECAQ-11 werden Pflanzen gezielt geklont, sie möchten die Produktivität steigern und haben den Ertrag schon von 300 kg auf 600 kg erhöht und möchten auf 700 kg / ha kommen und streben sogar einen Ertrag von 1.000 kg / ha an. Sie sind sehr bemüht sich zu verbessern und sind im regen Austausch mit Brasilien.

Es gibt viel Fischfang, es ist eine sehr vielfältige Insel. Durch alternative Einnahmequellen als Taxifahrer oder im Tourismus ist man dort nicht so auf den Kakaoanbau angewiesen. Das Potenzial im Land ist da, der Kakao ist sehr vielversprechend und von guter Qualität. Es wäre schön, wenn die Qualitätsoffensive der jungen Generation erfolgreich wird.

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Von São Tomé ging es weiter nach Togo. Als ehemalige französische Kolonie gibt es auch dort keine sprachliche Barriere, da alle französisch sprechen oder eine etwas andere Version von Twi und Ewe. Auch der Mitarbeiter von Gebana, der uns begleitet hat, konnte 5 Sprachen, das hat mich sehr beeindruckt.

Lomé ist die Hauptstadt, hat aber die Struktur von einem Dorf. Es gibt eine asphaltierte Straße, mitten durchs Dorf, aber Verkehrsregeln gibt es eher nicht. Wir sind nach Palimé gereist, eine der Hauptregionen für Kakao in Togo. Es ist ein leichtes Hochland, eher touristisch erschlossen und verfügt über eine gute Infrastruktur. Es gibt Wasserfälle und ein etwas gemäßigteres Klima.

Die Kooperativen sind alle noch sehr jung und relativ klein mit ca. 300 Bauern, es gibt auch welche mit 70 Bauern. Vieles ist noch im Entstehen, der Ertrag ist noch sehr gering mit 300kg/ha.

Eine Kooperative wird von einer Togolesin geführt, sie ist mit einem Schweizer verheiratet. Dort ist vieles schon besser organisiert, besser geschult und natürlich gibt es auch schon mehr Ertrag. Dennoch muss man den Kakaobauern erklären, dass unterschiedliche Bohnengrößen bei uns nicht verarbeitet werden können, weil wir damit keine gleichmäßige Röstqualität erhalten und wir die kleinen Bohnen aussortieren müssen. Mit dem Mehraufwand wird der Kakao für uns sehr teuer. Da dort kaum jemand auf Besuch kommt, kennen sie die Verarbeitungskette nicht und wissen nicht was es bedeutet, wenn der Kakao dadurch eine mindere Qualität hat. Wir brauchen aber eine einheitliche ausgesiebte Qualität.

Togo ist auch bekannt für seine Modekutur, es ist alles sehr bunt und fröhlich. Und natürlich das Essen! Auch in Togo wird viel mit Fufu und Eintopf gekocht, etwas anders als in Ghana. Alles ist frisch gekocht und die Menschen sind stolz auf ihre Küche. Ich vermisse all die guten Speisen, sowohl den Fufu als auch den tollen frischen Fisch von São Tomé.

Auf meiner Reise durch Westafrika wurde ich mit offenen Armen empfangen, konnte viel Neues erfahren und ich verstehe nun die regionalen Zusammenhänge noch besser. Ich habe mir vieles anders vorgestellt, bin überrascht von den Möglichkeiten und hoffe weiterhin auf regen Austausch und freue mich auf die nächsten Kakaolieferungen unserer Partner aus Westafrika.

Die nächste Kakaoreise plane ich nach Uganda und Tansania und vielleicht werde ich dann erstmals von meiner kleinen Schwester Valerie begleitet!