Manduvirá: die zuckersüße Revolution in Paraguay

"Todo es posible para el que cree." Alles ist möglich, wenn man daran glaubt. Mit diesem Leitsatz und viel Ehrgeiz hat es die Zucker-Kooperative Manduvirá geschafft, ihre Vision zu realisieren. Zotter bezieht in einer bereits langjährigen Partnerschaft Zucker von Manduvirá.

von Corina Samitsch

Zucker-Kooperative Manduvirá

Manduvirá liegt im Südwesten Paraguays und hat eine lange Geschichte im Zuckerrohrabbau. Die Kooperative wurde 1975 von damals 39 Genossenschaftsmitgliedern gegründet. Mittlerweile hat sie 130 Mitglieder. Eine Besonderheit ist, dass die Kooperative auf soziale und faire Arbeitsbedingungen setzt. Ein langer und steiniger Weg, wen man bedenkt, dass dieses Land jahrzehntelang durch Diktatur geprägt war. Die Veränderung kam durch die „Revolucíon dulce“ - die süße Revolution. Kleinbauern haben gemeinsam gegen die Abhängigkeit großer Zuckermühlen gestellt, und dadurch die Lebensbedingungen nachhaltig verbessert.

Zuckerbauern bei der Feldarbeit in Paraguay

Bio und Fairtrade

Erster Schritt in die Unabhängigkeit war die Umstellung auf Biolandbau im Jahr 1996. Es war weltweit der erste biologisch zertifizierte Rohrzucker, der auf dem Markt angeboten wurde. Der Schutz der Natur spielt in Manduvirá eine große Rolle. Es werden keinerlei umweltschädlichen Chemikalien oder Schadstoffe eingesetzt. Die Bodenbewirtschaftung vermeidet konsequent Umweltbelastungen und schützt so das Ökosystem.

Zuckerrohr Ernte in Paraguay

Drei Jahre später traten sie der internationalen Organisation Fairtrade bei. Damit war der Grundstein für die eigene Zuckermühle gelegt. Das große Ziel, der Abhängigkeit der örtlichen Zuckerrohrfirmen zu entkommen, war zum Greifen nahe. Für den Bau einer eigenen Zuckermühle haben die Bauern auch mit eigenen Häusern und Grundstücken gebürgt. Durch diese Gottvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und das eigene Produkt, haben sie es schließlich geschafft, unabhängig zu werden.

Traktoren im Besitz der Kooperative Manduvirá in Paraguayin

Anfangs wurde eine Mühle angemietet, bevor im Jahr 2011 mit dem Bau der eigenen Zuckermühle begonnen wurde. Die Bauarbeiten der eigenen Zuckermühle wurden im Jahr 2014 abgeschlossen, dadurch konnten rund 200 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Durch die Fairtrade-Prämien konnten weiteres viele sozial Projekte realisiert werden, und in die öffentliche Infrastruktur investiert werden. So konnte beispielsweise die medizinische Versorgung und jene mit Trinkwasser sichergestellt werden.

Die Ernte wird oft mit Ochsenkarren in die Zuckerfabrik gebracht

Physische Rückverfolgbarkeit

Der Zucker ist nicht nur 100% Fairtrade und bio, sondern zeichnet sich auch durch seine physische Rückverfolgbarkeit aus. Physische Rückverfolgbarkeit bedeutet, dass ein Produkt 1:1 von der Fairtrade-Produzentenorganisation stammt: Das Zuckerrohr wird von zertifizierten Bauern in die zertifizierte Zuckermühle geliefert. Von dort aus wird der gewonnene Bio-Fairtrade Zucker direkt exportiert. Es kann zu keiner Vermengung mit konventionellem Zucker kommen.

Zuckerverarbeitung in Paraguay

Die Organisation Fairtrade schreibt die physische Rückverfolgbarkeit nicht zwingend vor. Aber auch hier ist die süße Kooperative Vorreiter, und nützt die erlaubte Massbalance bewusst nicht. Beim sogenannten Mengenausgleich können konventionelle und fair produzierte Rohstoffe vermischt werden. Diese Produkte sind mit dem Hinweis „mit Mengenausgleich“ gekennzeichnet. Vorgabe ist, dass sichergestellt wird, dass die eingekaufte und verkaufte Menge an Fairtrade Produkten gleich groß ist. Fairtrade zertifizierte Produzenten müssen dazu detaillierte Dokumente vorweisen können, und werden von einer unabhängigen Kontrollstelle überprüft.

Zuckerverarbeitung in Manduvirá
Kleiner Säcke mit Zucker werden mit einer Nähmaschine zugenäht

Das Ziel der physischen Rückverfolgbarkeit im fairen Handel ist es, fair gehandelte Rohware von nicht zertifizierter Rohware komplett zu trennen. Für viele Fairtrade-Produkte ist die physische Rückverfolgbarkeit bereits gegeben. Bei Zucker oder auch Kakao ist die Rückverfolgbarkeit aus logistischen Gründen oft nicht immer lückenlos möglich. Vorbildlich hat die Zuckerverarbeitungsanlage von Manduvirá in Paraguay genanntes Ziel aber bereits erreicht.

Zuckerkooperative Manduvirá in Paraguay

Der Weg dorthin war ein langer, aber Manduvirá hat sich nun zu einer selbständigen und unabhängigen Kleinbauern-Kooperative entwickelt. Manduvirá steht für faire Preise, Transparenz und soziale Arbeitsbedingungen. Die Bauern haben es geschafft, langsam und nachhaltig zu wachsen und sich so einen Platz am Weltmarkt erarbeitet.

Das nächste Ziel

Wer jetzt glaubt, die Visionäre von Manduvirá geben sich mit dem Erreichten zufrieden, irrt. Sie sind motiviert, sich immer weiter zu entwickeln und haben sich als nächstes die CO2-neutral Zertifizierung als Ziel gesteckt. Wir wünschen ihnen auf diesem Weg alles Gute und vertrauen auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit!


Fotos: Fairtrade