Noch mehr noch lokaler Einkaufen

Vor 20, 30 Jahren wurde man noch fast ausgelacht, wenn man Biolandwirtschaft betrieben hat. Jetzt ist sie auch wegen der Pandemie in aller Munde. Wortwörtlich.
 
Wir Zotters haben vor 30 Jahren mit vier Hektar Biolandwirtschaft begonnen. Derzeit halten wir bei rund 90. Ich habe mir gedacht wir investieren zur Sicherheit „nicht“ an Börsen und in schwindelige  Pensionsfonds oder wetten auf Verluste. Also statt vier, fünf Fußballfelder damals sind das heute schon bald hundert. Ich sag immer zu meinen Mitarbeitern, wenn alle Stricke reißen, dann essen wir halt nur noch was auf diesen Böden wächst. Wir halten ja auch Zonen frei für Insektenflughäfen, damit irgendwie alles von selber funktioniert. Insgesamt zeigt sich aber auch ohne akuter Not: Die Menschen wollen gutes Essen essen. Was heißt Bio? Das heißt: Bio-Diversität, Kreislaufwirtschaft statt Hamsterrad, Zusammenarbeit mit fairen Unternehmen, gute Tierhaltebedingungen. Das kommt offensichtlich gut an, es wollen irgendwie eh alle diese Art von Arbeitslosen-Vorsorge, nur umsetzen tun dies halt wenige.

Und in der Corona-Krise hat sich gezeigt, dass regionale Produkte von den Kunden gerne gekauft werden. Klar, man hatte sicherlich auch mehr Zeit, sich damit zu beschäftigen, als einfach nach der Arbeit schnell in den Supermarkt reinhüfen und sieben Sachen in den Einkaufskorb zu werfen. Aber auch im Diskonter setzt man mittlerweile auf mehr Regionalität, Bio und Co. Wir Konsumenten haben also dafür gesorgt, dass es dieses Angebot gibt und es mehr genutzt wird. Früher wirkte die Bio-Abteilung ja klein und versteckt und wer dort etwas geholt hat, fühlte sich wie hinterm Vorhang in der Videothek. Sie wissen, was ich meine.
 
Eine große Problematik in Pandemie-Zeiten ist auch, dass durch unterschiedliche Maßnahmen internationale Transportwege immer wieder unterbrochen werden. Dann bleibt eben nur noch regional oder lokal über, was mich persönlich ja ein bisschen freut. Und es zeigt auch, wie wichtig es ist, dass wir regional produzieren, weil es kann ja auch nicht sein, dass man gerade Produkte, die auch hierzulande gut gedeihen, durch halb Europa oder die halbe Welt verschifft, nur weil es dann ein paar Cent billiger ist. 

Ich hoffe sehr, dass wir uns diese Regionalität beibehalten. Nicht, weil ich noch mehr Fußballfelder brauche, sondern weil es insgesamt einfach besser ist, wenn die Erdäpfel nicht tagelang von Land A nach Land B gekarrt werden, sondern vielleicht eben nur vom Umland in die nächstgelegene größere Stadt.
 
Zusammengefasst, es geht uns wirklich gut.

Josef Zotter

Über: Josef Zotter

Chocolatier, Bio-Landwirt und Andersmacher. Josef Zotter ist gelernter Koch und Kellner, Konditormeister, war längere Zeit Koch und Küchenchef in verschiedenen Hotels der Luxusklasse unter anderem auch in New York. Josef Zotter ist verheiratet mit Ulrike Zotter und Vater von drei Kindern.

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