Der Kakaomarkt ist ein hartes Business, um das sich viele Klischees ranken. Er sei ungerecht, Arbeiter würden ausgebeutet, Kinder würden zu harter Arbeit gezwungen, Kakaoplantagen seien umweltschädlich und Schokoladenhersteller holzen großflächig Regenwald ab. Leider sind diese Vorurteile häufig bittere Realität.
Seit vielen Jahren gehen wir mit unserem Kakaoeinkauf einen ganz anderen Weg, der auf langjährige, partnerschaftliche Beziehungen setzt, auf faire Preise für überdurchschnittliche Bio-Qualität und Diversität durch Pflege ursprünglicher Kakaosorten. Der durchschnittliche Preis für eine Tonne Kakao beträgt ca. 2.400 US Dollar (USD) – dann kommt in unserem Fall noch eine Fairprämie von ca. 240 USD dazu und eine Bio-Prämie von 300 USD. Der Preis schwankt immer etwas, da konventioneller Kakao an der Börse gehandelt wird, wo Preise schnell nach unten fallen – aber nur selten ansteigen. Macht also eine Summe von ca. 3.000 USD pro Tonne. Wir suchen aber ganz besonders gute, handverlesene Premium-Qualität mit Zertifikat und bezahlen dafür 5.000 bis 7.000 USD pro Tonne. Das ist schon ein großer Unterschied und auch für einen Kakaobauern ein lukratives Geschäft.
Julia und Josef Zotter reisen regelmäßig zu Kooperativen und nehmen an Versammlungen mit Kakaobauern in verschiedenen Ländern teil. Sie forcieren den Erhalt alter Sorten, ermutigen Kakaoanbauende ihre Pflanzen zu beschneiden, damit morsche Äste keine Krankheiten auf Früchte übertragen, oder zu hohe Bäume auf eine niedrige Wuchshöhe reduziert werden, damit Früchte bessere Aromen entwickeln. Gute Kakaogärten wachsen immer in Mischkulturen mit anderen Nutzbäumen wie Mango, Papaya und Kaffee, mit natürlicher Beschattung durch hohe Regenwaldbäume. Dadurch entsteht ein natürliches Klima, wo auch Kakaobäume ohne künstlichen Dünger oder Pestizideinsatz sehr gute Ernten erzielen. Es ist für uns eine große Freude zu beobachten, dass es auch im Kakaobusiness eine positive Entwicklung gibt, wo Ausbeutung von Menschen und Natur nicht stattfindet.
Warum es uns nicht egal ist?
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, warum wir diesen Aufwand auf uns nehmen, warum wir wissen wollen wo unser Kakao herkommt, wer dafür arbeitet und was noch verbessert werden kann. Nun ja, es ist eigentlich ganz einfach, weil wir Verantwortung für unsere Partner im Süden übernehmen und es unser Ziel ist, beste Schokolade zu produzieren.
Der Grundstein für Qualität entsteht schon mit dem Rohstoff. Als Josef Zotter 2007 das Bean-to-bar-Werk eröffnet hat, konnte er ganze Kakaobohnen für seine Produktion einkaufen und erstmals alle Produktionsschritte selbst hier in Bergl durchführen. Insourcing statt Outsourcing lautete seine Devise. So konnte er auch sicherstellen, dass in den Schokoladen wirklich drinnen ist, was er einkauft und verarbeitet. Heute gibt es über 500 verschiedene Schokosorten im Programm. Es wird nicht nur die Schokolade selbst hergestellt, sondern auch alle Nougats, Fruchtkuvertüren und sogar das Marzipan. Mittlerweile werden über 400 Zutaten verarbeitet, die alle strengen Qualitätsprüfungen unterzogen werden und auch bio-zertifiziert sein müssen. Das Investment damals war enorm, aber heute ist das Unternehmen einer der wenigen unabhängigen Bean-to-Bar-Hersteller, der in reiner Bio- und Fair-Qualität produziert.
Qualität oder Kompromiss, wie kommt der Preis ins Spiel?
In der Pandemie hat sich auch für Kakaobauern vieles verändert. Durch Ausganssperren wurde die Ernte erschwert, Sammeltransporte waren kaum planbar und eine große Unsicherheit verbreitete sich. Erschwerend kamen in vielen Gebieten auch noch politische Unruhen dazu. Aus Verzweiflung wurden uns sogar Lieferungen zu günstigeren Preisen zugesichert. Aber genau das wollten wir nicht. Josef Zotter hat daher seine Partner motiviert die Zeit zu nützen, um die Qualität weiter zu steigern. Er würde nicht den billigeren Preis bezahlen, aber er wäre glücklich, wenn es noch einen besseren Kakao geben würde. Er war sehr, sehr erstaunt, als die erste Lieferung kam und das Aroma beim Rösten völlig neue Dimensionen erreichte. Natürlich war der Geschmack auch deutlich intensiver und voller. Ein unglaubliches Ergebnis harter Arbeit, die sich aber für beide Seiten gelohnt hat – und uns alle wirklich sehr stolz macht.
Es ist wichtig den fairen Handel weiterzufördern, jede kleine Verbesserung ist ein Sieg und es macht durchaus Sinn, die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu unterstützen. Denn auch die Menschen im Süden haben ein Recht auf ein würdiges und selbstbestimmtes Leben in ihrer Heimat.