Das Waldviertel ist ein malerischer Landstrich im Norden von Österreich. Das Klima ist rau, nicht selten pfeift einem der Wind um die Ohren, es gibt ausgedehnte Wälder und immer wieder stößt man auf große Granitsteine, die in der Landschaft liegen. Weit ab vom Trubel der Großstädte findet man hier Ruhe und Stille und kann stundenlang wandern ohne einem Menschen zu begegnen. Auf den sanften Anhöhen öffnet sich immer wieder der Blick in die Weite der Welt und so meinte Heini Staudinger, der Chef der Waldviertler Schuhwerkstatt: „Im Waldviertel ist der Himmel so groß wie in Brasilien.“ Und fürwahr, das Waldviertel hat einen unglaublichen Zauber mit seinen ständig wechselnden Lichtspielen, der Stille und der grenzenlosen Weite. Ein Ort zum Verlieben...und wen einmal sein Zauber gepackt hat, den lässt er nicht mehr so schnell los!
Inmitten dieser einzigartigen Landschaft ist die Firma Waldland beheimatet. Der Betrieb wurde Mitte der 80er Jahre von 70 Landwirten als Waldviertler Sonderkulturverein gegründet, um den Anbau von Kräutern, Gewürzen und Mohn zu fördern. Eine Urkunde des Stifts Zwettl aus dem Jahr 1280 belegt, dass der Mohnanbau im Waldviertel bereits seit vielen Jahrhunderten Tradition hat. Bis 1934 wurde der Zwettler Graumohn sogar an der Londoner Produktbörse gehandelt, doch aufgrund fehlender Mechanisierung und steigender Importe ging der Mohnanbau in Österreich im Laufe des 20. Jahrhunderts sehr stark zurück. Diesem Trend wollte Waldland Einhalt gebieten. Die Bauern erwarben zusammen eine Spezial-Sämaschine, bauten den ersten Mohnernter der eine schonende Ernte des „Grauen Golds“ garantierte, investierten in eine Trocknungs- und Reinigungsanlage und organisierten den gemeinsamen Verkauf. Die Wiederbelebung vergessener und bedeutungslos gewordener Kulturen sollten der strukturschwachen Region Waldviertel neue Impulse geben.
Das Waldviertel eignet sich wunderbar zum Graumohnanbau. Aufgrund des rauen und feuchten Klimas werden die Samen größer und wohlschmeckender als in trockenen Anbaugebieten und so wird mittlerweile wieder auf 950 Hektar Mohn im Waldviertel angebaut - was ¾ der österreichischen Anbaufläche entspricht. Die Firma Waldland zählt bereits knapp 800 Mitgliedsbetriebe, wovon etwa 20% also ca. 160 Bauern biologisch wirtschaften; mehr als der österreichische Durchschnitt! Die Landwirte bauen aber nicht nur Mohn sondern auch Kräuter, Hanf, Lein und „exotischere“ Pflanzen wie Johanniskraut und Mariendistel an – letztere vor allem für die Arzneimittelproduktion.
Durch langjährige Erfahrung ist es gelungen, besonders aromatische Mohnsorten im Waldviertel zu kultivieren. Der Waldviertler Graumohn ist von außerordentlicher Qualität und das Gütesiegel „Geschützter Ursprung“ garantiert, dass der Graumohn, den Waldland verkauft sowohl im Waldviertel angebaut als auch verarbeitet wird. Der Waldviertler Graumohn wurde übrigens in der Vergangenheit auf einen niedrigen Morphingehalt gezüchtet. Im Gegensatz zum australischen und französischen Mohn, der in der Kapsel 15.000 bis 18.000 ppm (parts per Million) Morphin aufweist, liegt dieser Wert beim Waldviertler Mohn gerade einmal bei 1.500 ppm. Wird der Mohn darüber hinaus sauber geputzt und achtet man auch darauf, dass keine Kapselsplitter unter die Samen gemischt werden, so hat der Waldviertler Graumohn weniger als 4 ppm Morphin wenn er an die Konsumenten ausgeliefert wird.
Der Graumohn wird zwischen Mitte März und Mitte April ausgesät. Das ist eine technische Herausforderung weil auf einem Hektar gerade einmal 500 bis 600 Gramm Saatgut verteilt werden und die Samen nur einen halben Zentimeter in der Erde kommen. In den ersten fünf Wochen nach dem Anbau ist es wichtig den Acker von Unkraut frei zu halten, denn in dieser Zeit entfaltet sich der Mohn auf dem Feld. Dies geht entweder mit Chemie oder durch Hacken, wobei letzteres dem schnelleren Wuchs des Mohns sehr förderlich ist. In der Keimphase ist der Erdfloh eine Gefahr. Dieser kann chemisch bekämpft werden oder man baut den Mohn zeitiger im Frühling an - denn der Schädling tritt erst ab einer Bodentemperatur von 12 Grad Celsius auf. Sind die Mohnkapseln erst einmal reif kann der Mohnkapselrüssler zu einem Problem werden – außer bei kühleren Temperaturen, denn diese mag der Schädling nicht. Somit ist das obere Waldviertel wieder begünstigt, denn in der Gegend von Zwettl, Gmünd und Waidhofen kommt der Mohnkapselrüssler aufgrund des rauen Klimas überhaupt nicht vor. Die Region ist also bestens geeignet für den biologischen Anbau von Graumohn. Gerade deswegen ist es verwunderlich, dass die ca. 400 Mohnbauern des Waldland Sonderkulturvereins zwar 600 Tonnen konventionellen Graumohn pro Jahr anbauen aber nur 15 Tonnen biologischen und das obwohl der Biomohn einen doppelt so hohen Verkaufspreis wie der konventionelle Mohn erzielt.
Von insgesamt ca. 4500 Hektar Gesamtanbaufläche aller Waldlandmitgliedsbetriebe werden vor allem Mariendisteln für die Arzeimittelproduktion angebaut. Die Pharmakonzerne verlangen aber keine Bioqualität. Für sie ist es nur notwendig, dass die Produkte rückstandsfrei, d.h. frei von Pflanzenschutzmittelresten und Schwermetallen sind. Die Ware aus China ist aufgrund der ständig steigenden Umweltverschmutzung inzwischen schon so stark mit Schadstoffen belastet, dass die europäischen Industriekunden immer weniger chinesische Erzeugnisse einkaufen. Und das obwohl der von Waldland erzeugte Mohn fast doppelt so teuer ist wie der chinesische!
Es ist spannend: was Pflanzenschutzmittel- und Schwermetallrückstände anbelangt sind die Industriekunden bereits hellhörig geworden und kehren China den Rücken. Die Frage ist wie lange es noch dauert bis mehr Konsumenten erkennen, dass auch Pestizidrückstände nicht nur gesundheitsschädlich sind, sondern das ganze ökologische Gleichgewicht auf unserem Planeten gefährden? Josef Zotter jedenfalls kauft den biologischen Graumohn im Waldviertel ein und dieser ist einer der besten, den es auf der Erde gibt. Er wächst auf biologisch kultivierten Flächen inmitten einer idyllischen Landschaft!