Maca: Die Zauberknolle aus den Anden

Der Urwaldwecker klingelt fast pünktlich um 6:00 morgens: Draußen vor unserem Zimmer wächst ein Konzert aus Vogelstimmen und Papageiengekrächze in einem immerwährenden Crecendo zu einem so hohen Lärmpegel heran, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Ich lausche eine Weile, packe dann den Rucksack, genieße noch einen frischgepressten Orangensaft und steige dann zusammen mit Miguel in unser Taxi, das uns in weniger als 5 Stunden vom Amazonas in die Anden bringen wird. Was für eine Fahrt; der ultimative Test wie es denn um die eigene körperliche Fitness bestellt ist: 6:30 morgens 670 Höhenmeter; 11:30 mittags: 4.500 Höhenmeter...dazwischen eine sich minütlich ändernde Landschaft, die von den üppigen Tropen in die karge Paramograssteppe übergeht. Und auf fast 3000 Meter Seehöhe der unglaublichste Tunnel, den ich in meinem Leben durchquert habe. Er ist gerade einmal einige hundert Meter lang: Am Tunneleingang wachsen noch tropische Pflanzen, am Ausgang herrscht Andenklima und es scheint als wären wir durch eine magische Tür in eine völlig fremde Welt getreten.

Die Straße vom Amazonastiefland ins Andenhochland
Michael ist höhenkrank

Als wir mittags in Junin aus dem Taxi steigen bläst uns ein eiskalter Wind ins Gesicht. Die Schritte gehen schwerer als im Tiefland, die Luft enthält wenig Sauerstoff, ein leichter Schwindel, doch ich fühle mich stark und freue mich nach zehn Jahren wieder im peruanischen Andenhochland zurück sein zu dürfen. 2004 bin ich die ganze königliche Inkastraße zu Fuß gewandert, 3000 Kilometer über die Anden und der Weg hatte mich damals auch nach Junin geführt. Seither hat sich kaum etwas verändert und nachdem wir Silvano, den Geschäftsführer von Ecoandino getroffen haben, gehen wir alle zusammen Mittagessen. Wir bestellen für jeden von uns eine Kanne dampfend heißen Cocatee und eine große Portion Spagetti. Miguel sitzt mir gegenüber und rollt die Augen. Seit geraumer Zeit hat er nichts mehr gesprochen und ich merke er kämpft mit der Sauerstoffknappheit. Die Höhe macht ihm zu schaffen. Mit jedem Schluck Cocatee kommen aber wieder die Kräfte langsam zurück und er genießt die Stille und das unglaubliche Ambiente in diesem Andengasthaus inmitten des nichts.

Ich habe keine Zeit höhenkrank zu sein, denn Silvano ist voll motiviert, uns Ecoandino vorzustellen. Noch gibt es keine Geschäftsbeziehungen zwischen Zotter und Ecoandino; aber unser Besuch dient vor allem zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Aufbau einer zukünftigen Zusammenarbeit: denn Ecoandino ist der perfekte Partner für Zotter: sie erzeugen in bester Bioqualität und unter sozialer Verantwortung köstliche Früchte aus dem Kraftfeld der Anden und des Amazonas. Wird es einmal eine Inkaschokolade von Zotter geben? Ecoandino hätte alle nötigen Ingredienzien: Maca, Physalis, violetten Mais, Chirimoya, Lucuma, Kaktusfeigen, Kakaobohnen und vieles, vieles mehr!

Sonnengetrocknete Maca
violetter Mais
getrocknete Physalis
Zusammen mit Lucho und Silvano (2. von links) von Ecoandino

Gestärkt vom Mittagessen treffen wir Jeronimo. Jeronimo wohnt in einem kleinen Dorf unweit von Junin und baut auf 4.500 Meter Seehöhe Maca an. Zusammen mit 10 anderen Bauern bearbeitet er genossenschaftlich ein 20 Hektar großes Feld am Ende eines abgelegenen Hochtals.

Das Macafeld von Jeronimo
Maca

Die Maca wurde bereits zu Zeiten die Inkas kultiviert, die sie anstatt von Zucker zum Süßen der Speisen verwendeten. Wird Maca nämlich, so wie es Jeronimo auch noch heute praktiziert, zwei Monate an der Sonne getrocknet dann entfaltet sie dabei einen süßen Geschmack. Heutzutage gilt Maca als Superfood, als eine wahre Powernahrung für Sportler und ernährungsbewusste Menschen. Ich habe die Wunderknolle erstmals auf meiner Wanderung entlang der königlichen Inkastraße kennengelernt und bald festgestellt, dass mir Macapulver, wenn ich es morgens ins Müsli mischte, für viele Stunden Kraft gab – die brauchte ich auch denn ich hatte meist Tagesetappen zwischen 40 und 50 Kilometer mit einem bis zu 35 Kilogramm schweren Rucksack zu bewältigen; und das auch noch in einer Höhe von 2500 bis 4800 Metern. Oft wanderte ich 40 Kilometer nur bergauf und die Maca verlieh mir Flügel. Allerdings stellte ich schnell fest, dass es bei Maca ganz unterschiedliche Qualitäten gab. Das meist verkaufte Macapulver war bitter und ich musste nicht selten löffelweise Kakaopulver in den Haferbrei geben, um dem grässlichen Geschmack der Maca Herr zu werden. Jeronimo erklärte mir Jahre später, dass der Grund dafür im Trocknungsverfahren der Maca liegt: wird die Knolle nämlich innerhalb weniger Stunden maschinell getrocknet dann ist die Knolle bitter.

Ein Gewächshaus für Forschungszwecke
Die Rosette einer Maca enthält 200 Gramm Samen und dieser reicht für 1/3 Hektar Anbaufläche
Samen für den Anbau werden aussortiert

Was macht eine gute Maca aus?

- Die Inkas hatten eine besondere Beziehung zu Pachamama, Mutter Erde. Vor dem Anbau und vor der Ernte führten die Bauern ein Ritual zu Ehren von Mama Pacha durch. Jeronimo macht das auch heute noch. Vor der Aussaat besteigt er einen Hügel unweit seines Macafeldes und bringt der Erde ein Opfer dar: eine Blume, Tabak, Schnaps, Maiskörner und Cocablätter werden in einer rituellen Zeremonie der Erde dargebracht. Jeronimo meint, das trägt wesentlich dazu bei, dass die Maca gut gedeiht. Genauso besteigt Jeronimo einen Tag vor der Ernte den Hügel und macht ein Erntedankritual – doch nur mehr wenige Macabauern legen darauf Wert!

- Die hochqualitatives Maca wächst auf einer Höhe zwischen 4000 und 5000 Meter, weil das raue Klima und Höhe dazu beitragen, dass die Knolle sehr nahrhaft und kalorienreich ist.

- Es ist wichtig, dass der Boden zwischendurch immer wieder ruhen kann. Maca kann zwei, maximal drei Jahre hintereinander auf dem selben Feld angebaut werden, doch dann muss der Boden mindestens fünf Jahre ruhen, um sich zu regenerieren und wieder genügend Nährstoffe aufzubauen – denn die Macaknolle schöpft große Kräfte aus einem gesunden und reichhaltigen Boden. Die Maca braucht dafür keinen Dünger!

- Der Bauer muss darauf achten, dass die Maca nicht von Schädlingen befallen wird. Die "weiße Feder" ist ein Schädling bei der eine Mücke die Macapflanze angreift, sich an den Blättern festsetzt und der Maca alle Nährstoffe entzieht. Wenn die "weiße Feder" auftritt muss die ganze Pflanze sofort ausgerissen und zur Gänze eingegraben werden. Eine weitere Gefahr stellt Hagel dar; doch auch dafür gibt es alte Inkarituale, um auf das lokale Klima Einfluss zu nehmen und diese sind laut Jeronimo sehr wirkungsvoll!

- Die Knollen sind zwei Monate lang an der Sonne zu trocknen und dabei müssen sie regelmäßig gewendet werden, sonst verdirbt die Knolle!

Das Werk von Ecoandino
Das Werk von Ecoandino

Ecoandino arbeitet seit 17 Jahren in der Weiterverarbeitung und im Export biologischer Lebensmittel aus dem Andenhochland und dem Amazonastiefland. Begonnen haben sie mit der Maca, doch mit der Zeit gesellten sich weitere Lebensmittel zur Produktpalette: Kakaobohnen, Chirimoya, Kaktusfeigen, Quinoa (in den drei Ausprägungen: weiße, rote und schwarze Quinoa), violetter Mais, Physalis und die Inkafrucht Lucuma. Ecoandino hat ihr eigenes Werk in dem sie die Produkte für den Export weiterverarbeiten: gefriertrocknen, vermahlen und auch rösten, je nach Lebensmittel und Wunsch der Kunden! Die Vision von Carlos Samaniego, dem Gründer von Ecoandino ist es, Perus Exporteur Nummer 1 bei hochqualitativen, biologischen Lebensmittel zu werden! Dafür kooperieren sie mit Kleinbauern, fördern deren diversifizierten Anbau, achten auch eine sehr gute Bioqualität und unterstützen die Bauern: es gibt Fortbildungen im Biolandbau und in der Erstverarbeitung der Produkte, finanzielle Unterstützung mittels Kleinkrediten, Schulbildung für die Kinder der Bauern und eine gute Gesundheitsversorgung der Bauernfamilien.

Qualitätskontrolle der Maca
Qualitätskontrolle der Maca
Qualitätskontrolle der Physalis

Michael und ich waren nach dem dreitägigen Besuch bei Ecoandino begeistert von deren Firmenphilosophie, der Freude und dem Elan der Mitarbeiter und ihrer Vision und deren tatkräftige Umsetzung für ein Leben im Einklang mit der Erde sowie mit den kosmischen Kräften! Tradition und Modern in Verbindung mit einem klaren Bekenntnis zu Biolandbau und einem Wirtschaftssystem zur Unterstützung der Kleinbauern sind die tragenden Säulen von Ecoandino. Ich freue mich jetzt schon auf die erste Inkaschokolade von Zotter und einem Ausflug in der Reich der Anden Perus!

Erfahren Sie mehr über die Zotter-Weltreise und Gregor Sieböck!

Gregor Sieböck

Über: Gregor Sieböck

Wissenschaftler, Buchautor, Vortragender und Weltenwanderer, seit 2003 vor allem zu Fuß in der weiten Welt unterwegs. Im Rahmen der Zotter-Weltreise besucht er unsere Kakaobauern und sonstigen Lieferanten rund um den Globus.

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