Im Jahr 2010 gründeten der Schweizer Kakaoexperte Stefan Bloch und der Peruaner Isreal Pisepsky das Unternehmen SUMAQAO, um in der Region Tocache, unweit der blauen Berge am Rande des Amazonastieflandes Kakao einzukaufen.
In der Region wurde bis 2006 vor allem Coca angebaut, doch mit Unterstützung der Vereinten Nationen, der deutschen GTZ und USAID gelang der Umstieg auf Palmölplantagen, Kaffee und Kakao. Die tropische Region ist sehr reich und schenkt den Bauern eine gute Ernte.
Überall in der Stadt Tocache gibt es Händler, die Kaffee oder Kakaobohnen anbieten und nur ab und zu sieht man noch die zum Trocknen ausgebreiteten Cocablätter auf den Wiesen. Diese Cocablätter werden allerdings nicht zu Kokain verarbeitet, sondern die Pflanze gilt seit Jahrhunderten, vor allem seit der Zeit der Inkas, als eine heilige Pflanze. Die Cocablätter werden für spirituelle Zeremonien verwendet, um Pachamama – der Mutter Erde – Ehre und Dankbarkeit zu erweisen. Im Hochland wird ein köstlicher Cocatee gebraut, der auf gar wundersame Weise hilft, dass man nicht höhenkrank wird und nebenbei für geistige Klarheit sorgt. Mein Weggefährte Michael und ich konnten dies auf unserer Reise selbst erleben – eines Tages fuhren wir in gerade einmal fünf Stunden von 670 Meter Seehöhe ins Andenhochland auf 4500 Meter hinauf. Als wir aus dem Taxi stiegen schwindelte uns, der Atem ging schwer und ein eisige Wind blies uns ins Gesicht; auch der Umstieg von den heißen Tropen ins kalte Hochland war noch zu verkraften. Nach zwei Tassen Cocatee nahm ich meine Kamera und begann sofort wieder zu arbeiten; schoss tolle Bilder, führte Interviews, lief Hügel hinauf – der Zauber der Cocablätter unterstützte mich. Es wird der internationalen Gemeinschaft daher wohl nie gelingen Coca aus Peru zu vertreiben, denn die Pflanze ist eng mit der Kultur und mit der Geografie des Landes verwoben und ist Teil der Identität es peruanischen Volkes.
SUMAQAO ist ein Privatunternehmen, das nicht nur die Kakaobohnen einkauft und wieder verkauft, sondern darüber hinaus eng mit den Bauern zusammenarbeitet. Minka Tarpuy ist der soziale Arm des Unternehmens und übernimmt ähnliche Aufgaben wie eine Genossenschaft: die Bauern bekommen Unterstützung beim Umstieg auf Biolandbau, Mitarbeiter von Sumaqao helfen ihnen die Produktivität ihrer Parzellen zu verbessern und wirtschaftlich erfolgreicher zu sein.
Sumaqao beschäftigt 20 Mitarbeiter und arbeitet mit 2.000 Bauern im ganzen Land zusammen, wobei sich das Einzugsgebiet des Unternehmens von Piura an der Grenze zu Ecuador (wo die berühmten Criollokakaobohnen für Zotter herkommen), bis ins Amazonastiefland in der Nähe von Pucallpa über Satipo und in die Region von Ayacucho unweit dem Herzstück des Inkareiches ausdehnt. Insgesamt handelt SUMAQAO mit 6.000 Tonnen Kakaobohnen im Jahr und bezieht von den 300 Kakaobauern in der Region von Tocache 2.500 Tonnen. Davon stammen ungefähr die Hälfte aus biologischem Anbau, der Rest ist zum Beispiel UTZ-zertifiziert. UTZ erlaubt den Einsatz von Chemie im Landbau, fördert aber die soziale Entwicklung der Bauern, achtet darauf, dass die Kinder zur Schule gehen, dass die hygienischen Standards am Betrieb eingehalten werden und dass es einen gewissen Schutz für die natürliche Flora und Fauna gibt – der allerdings nur soweit reicht wie es der Einsatz der chemischen Spritz- und Düngemittel zulässt. Nichtsdestotrotz ist UTZ für einige Bauern ein Schritt in Richtung Biolandbau und führt dazu, dass die Bauern beginnen, sich mit dem Thema vertraut zu machen. Darüber hinaus gibt es noch das Zertifikat von „Rainforest Alliance“, das auch keinen Biolandbau erfordert, sondern sich vor allem darum kümmert, dass die Bauern die angrenzenden Urwälder schützen und den Wildtieren auf ihren Parzellen einen gewissen Lebensraum bieten.
In der Region um Tocache werden insgesamt 10.000 Tonnen Kakao pro Jahr geerntet und 30% der Ernte kommt vom biologischen Landbau. Die Tendenz des Biolandbaus ist vor allem deswegen steigend, weil es eine wachsende Nachfrage nach biologischen Kakaobohnen gibt. Was die sozialen Aspekte betrifft so ist Kinderarbeit im Kakaoanbau praktisch nicht existent. Die Kinder gehen zur Schule und arbeiten nicht wie in Afrika als Sklaven in den Kakaoplantagen der Großgrundbesitzer. Darüber hinaus sind die Parzellen in Peru meist klein und im Besitz der Bauern, die eine Fläche von einem oder zwei Hektar selbst bewirtschaften und dann die Kakaobohnen auch auf eigene Rechnung verkaufen.
Michael und ich besuchten Norman, den Kakaobauern und er zeigte uns seinen zwei Hektar großen Kakaogarten. Er hat Kakao der Sorte CCN 51 (Siehe Bericht von der Kakaokooperative Fortaleza del Valle in Ecuador. Bei den Kakaobäumen CCN 51 handelt es sich um eine spezielle Kreuzung zwischen Criollo und Forasterobohnen, die von Homero Castro, einem findigen Kakaobauern in Ecuador gezüchtet wurde und die sich seither in ganz Südamerika ausbreitet. SUMAQAO handelt aber weitem nicht nur mit CCN 51 Kakao sondern auch mit köstlichem, traditionellen Criollo oder Trinitariokakao.) angebaut und die Früchte leuchten in einer wunderschönen violetten und gelben Farbe zwischen den saftig grünen Blättern hervor. Dank einer guten Pflege seiner Kakaobäume und dem Einsatz von biologischem Dünger hat er einen Ertrag von etwas mehr als zwei Tonnen Kakaobohnen pro Hektar. Inklusive der Prämie für Biolandbau erhält er 7,40 Soles ( Das sind ca. 2 Euro laut dem Wechselkurs vom Oktober 2014.) pro Kilogramm getrockneten Kakao. Norman ist sichtlich stolz auf seine Arbeit und ist glücklich, dass er uns seine Kakaobäume zeigen kann. Er macht seine Arbeit genauso wie Richard von SUMAQAO, der uns stundenlang am Motorrad zwischen den Kakaoparzellen und Lagerhallen chauffiert, mit Freude und Dankbarkeit. SUMAQAO...das etwas andere Unternehmen im Kakaogeschäft – der Spirit ist in jedem Fall zu spüren!